Meinung Arbeitslose als Flüchtlingshelfer - Die Idee der eierlegenden Wollmilchsau

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Foto: Sergej Lepke

Es gibt Vorschläge, die klingen ganz wunderbar pragmatisch. Hier die Not, dort die vermeintlichen Reserven. Warum also nicht das Ganze vereinen und eine so genannte „Win-Win-Situation“ für alle Beteiligten schaffen? Das ist es ja, was Politik im besten Fall kann.

Zweifelhaft ist aber, ob die von NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft geäußerte Forderung, Langzeitarbeitslose als Flüchtlingshelfer einzusetzen, eine gute Lösung ist. Zuerst ist sie geeignet, um auf Krafts prägnanteste Herausforderungen aufmerksam zu machen: Eben auf ein hohes Maß an Langzeitarbeitslosigkeit in NRW und die enorme Zahl von Flüchtlingen, deren Aufnahme Bund, Land und Kommunen stemmen müssen.

Dass sich die Ministerpräsidentin in dieser Thematik vom Bund allein gelassen fühlt, hat sie mit ihrer Kritik am Drei-Millarden-Euro-Paket der Regierungskoalition für 2016 deutlich gemacht. Nicht ganz zu Unrecht, wie ein Beispiel aus Wuppertal zeigt: Dort hat man für 2016 Mehrkosten von 15 Millionen Euro für die Flüchtlingshilfe berechnet, würde aber bei einer hälftigen Aufteilung zwischen Land und Kommunen nur etwa sechs Millionen Euro aus dem Paket erhalten. Die Not also ist faktisch groß. Was nicht heißt, dass jedes Mittel recht ist.

Die Zahl der Menschen, die länger als ein Jahr ohne Beschäftigung sind, lag zuletzt in Nordrhein-Westfalen bei fast 330 000. Das heißt: 43,5 Prozent der Arbeitslosen sind bereits ein Jahr und länger ohne Beschäftigung. Das hat Gründe: Oft sind sie chronisch erkrankt, überschuldet oder traumatisiert und den Aufgaben nicht gewachsen, weshalb sie selbst nach Arbeitseintritt oft betreut werden.

Ob jene Menschen dafür taugen, in einer derart konfliktreichen und komplizierten Notsituation zu helfen? Ohnehin werden jene, die lange nicht in Lohn und Brot gestanden haben, von der Politik in der Not schnell zur eierlegenden Wollmilchsau erklärt. Kraft selbst wollte sie einst zu Straßenreinigungsdiensten heranziehen, und Ursula von der Leyen plante Langzeitarbeitslose wahlweise als Kita-Mitarbeiter oder im Altenheim einzusetzen. Oft in Verkennung der Tatsache, dass die Arbeit mit Menschen besondere Qualifikation erfordert.

Nur wenn nach diesen Gesichtspunkten ausgewählt und die Arbeit nicht in Konkurrenz zu regulär Beschäftigten ausgeübt wird, hat der Vorschlag einen Sinn. Ein unbürokratischer Prozess zur schnellen Hilfe wird das aber sicher nicht.