Meinung Zeit zum Nachdenken
Es ist sicher nicht ideal, einen Streik durch juristischen Zwang abzuwürgen. Schließlich gehört die Tarifautonomie zu den demokratischen Grundpfeilern in unserem Land. Wenn eine Gewerkschaft innerhalb von 18 Monaten den 13. Arbeitskampf anzettelt, dann stellt sich allerdings schon die Frage, ob sie eher ein Teil des Problems ist anstatt Teil einer Lösung.
Man kann nur hoffen, dass der Richterspruch die Pilotenvereinigung Cockpit und den Lufthansa-Konzern zum Nachdenken ermuntert und zu einer konstruktiven Verhandlungsbereitschaft.
Das Image der Kranich-Linie hat jedenfalls schon genug gelitten. Die Situation erinnert fatal an die Bahn und die Lokführergewerkschaft GDL, die ebenfalls viel zu lange auf Kriegsfuß standen. Mit dem Resultat, dass die Fernbuslinien einen enormen Aufschwung nahmen und das Vertrauen der Bahnbenutzer schwand. Noch ist das Betriebsergebnis der Lufthansa recht ordentlich. Ohne den niedrigen Ölpreis und einen schwachen Euro sähe die Bilanz freilich düster aus. Was fehlt, ist ein nachhaltiges Geschäftsmodell.
Die Lufthansa braucht eine Strategie, um sich dauerhaft zwischen Billig-Airlines und Premium-Anbietern aus den Golf-Staaten zu behaupten. Ansonsten drohen ihr schwere Turbulenzen. Das sollten auch die Piloten der Lufthansa wissen. Großzügige Privilegien etwa bei der Altersversorgung lassen sich heute deutlich schwieriger erwirtschaften als noch vor ein paar Jahren. Abstriche sind hier kaum zu vermeiden. Und am Aufbau einer konzerneigenen Billig-Marke für das europäische Fluggeschäft führt ebenfalls kein Weg vorbei, um der wachsenden Konkurrenz in diesem Bereich Paroli zu bieten.