Meinung Auf hohem Ross: Audi unter Manipulationsverdacht
Diese Nachricht zeigt, wie sicher sich Teile der Automobilindustrie in Deutschland fühlen — und auf welch’ hohem Ross sie sitzen: Audi steht erneut unter Manipulationsverdacht — und zwar bei aktuellen Diesel-Modellen. Das sind solche Autos, die Kunden gerade in gutem Glauben mit Hilfe einer Umweltprämie kaufen, um ihre alten, schmutzigen Diesel loszuwerden.
Sie bekommen dafür nun also neue, aber immer noch schmutzige Wagen. Und Audi verdient daran. Dreister kann man kaum betrügen.
Es geht also weiter wie bisher. Aus Sicht von Audi und des Mutterkonzerns VW ist ja auch fast alles wie gehabt: Strengere Regulierungen seitens der Politik oder der Aufsichtsbehörden? Fehlanzeige! Schadenersatz für gebeutelte Kunden in Deutschland? Nicht nötig! Haftung verantwortlicher Manager für den Imageschaden? Bisher nicht vorgesehen! Und die Gewinne sprudeln kräftiger als je zuvor. Der VW-Konzern macht mehr Gewinn als vor der Dieselkrise. Die Kosten des Skandals können angesichts milliardenschwerer Gewinne locker weggesteckt werden.
„Volkswagen muss in diesem Sinne noch ehrlicher, offener, wahrhaftiger, in einem Wort: anständiger werden“, das hat der neue VW-Konzern-Chef Herbert Diess vor ein paar Tagen gesagt. Soll dies kein Lippenbekenntnis bleiben, liegt vor Diess ein langer Weg. Glaubwürdig wäre es, wenn der Konzern wirklich reinen Tisch machen würde. Heißt: Die Manipulationen aufdecken und den betrogenen Kunden kostenlos Hardware-Nachrüstungen anbieten.
Doch damit ist nicht zu rechnen. Will sich die Politik nicht weiter vorführen lassen, muss sie Druck machen. Ein positives Signal ist der heute angestrebte Beschluss des Kabinetts, Musterklagen zuzulassen — und zwar so zeitig, dass die VW-Kunden noch vor der Verjährung davon profitieren. Weitere Schritte müssen folgen: Die Hardware-Nachrüstung zur Vermeidung von Fahrverboten ist notwendig — und zwar auf Kosten der Autobauer.