Meinung Selbstzahler-Leistungen - Der Arzt als Verkäufer

Die meisten Menschen sind preisbewusst. Bei fast allem, was sie kaufen, überlegen sie, ob sie es brauchen und versuchen zu sparen. Sind sie aber als Patienten beim Arzt und geht es um individuelle Gesundheitsleistungen, ist das Preisbewusstsein häufig wie ausgeschaltet.

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Der Arzt unterbreitet dem Patienten ein Angebot auf dessen eigene Rechnung und der akzeptiert es fast immer ohne langes Federlesen. Warum eigentlich? Weil der Arzt ein hohes Maß an Vertrauen genießt. Wenn er mich auf Extraleistungen hinweist und sie ausdrücklich empfiehlt, dann wird das schon in Ordnung gehen, denkt sich der Patient. Nur denkt er dabei nicht selten falsch. Denn bei den meisten der angebotenen Extras steht offenkundig nicht der medizinische Nutzen im Vordergrund, sondern die Gewinnmaximierung mancher Praxen. Meist sind die privaten Kosten scheinbar vertretbar. Aber für die Ärzte läppert es sich. Älteren Untersuchungen zufolge sollen sich die Gesamteinnahmen durch sogenannte „Igel“-Behandlungen im Milliardenbereich bewegen.

Wenn mehr als jeder dritte Patient in der aktuellen Umfrage des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen angibt, sich bei der Offerte des Arztes unter Druck gesetzt zu fühlen, dann müssen bei den Ärztekammern und Kassenärztlichen Vereinigungen die Warnlampen angehen. Und zwar auch im Interesse der mehrheitlich seriös arbeitenden Mediziner. Denn wenn eine Praxis wie ein Verkaufsladen wirkt, droht der ganze Berufsstand in Verruf zu geraten.

Und was kann der Patient tun? Er sollte sich nicht scheuen, von seinem Arzt eine ausführliche Erläuterung über die Wirksamkeit der angebotenen Extras zu verlangen — und im Zweifel unabhängigen Sachverstand bemühen. Auch dafür bietet sich das Internet an. Das spart am Ende womöglich nicht nur Geld, sondern auch unnötige Untersuchungen, die nicht selten mit den Selbstzahler-Leistungen verbunden sind.