Meinung Entspannung in Korea — Panmunjom ist nicht Erfurt

Als sich mit Willy Brandt und Willi Stoph 1970 in Erfurt zum ersten Mal zwei deutsche Regierungschefs trafen, begann eine Phase der Entspannung, die 19 Jahre später zur Wiedervereinigung führte. Niemand sollte freilich denken, dass das Treffen von Panmunjom für die beiden Koreas Ähnliches bedeutet.

Foto: k r o h n f o t o . d e

Gegen Nordkorea war die DDR ein Freiheitsparadies. In Kims Reich verschwindet, wer sich nicht konform verhält. Und seine Kinder und Eltern gleich mit. Ohne Anklage und Prozess. Aktuell sitzen geschätzt 120 000 politische Gefangene in vier Gulags; wie viele jedes Jahr erschossen werden, weiß niemand. Die Bevölkerung ist seit fast 70 Jahren gehirngewaschen. Daran kann sich nur langsam etwas ändern, durch Kontakte, Internet, Reisen.

Und genau davor wird Kim sich hüten. Es wird keinen Wandel durch Annäherung geben, erst recht keinen Regimewechsel. Jedenfalls nicht friedlich. Dieses Regime weiß, was es angerichtet hat und weiß daher auch, dass es um den Preis des eigenen Überlebens an der Macht bleiben muss. Man kann über die Motive Kims nur mutmaßen. Mag sein, dass er sich sicher fühlt, weil er seine Atomwaffen inzwischen hat und mit ihnen Südkorea Japan und auch die USA erreichen kann. Mag auch sein, dass gerade sein Testgelände eingestürzt ist, weswegen er weitere Versuche sowieso hätte stoppen müssen. Am wahrscheinlichsten ist, dass China ihm Druck gemacht hat, weil Peking eine Eskalation mit Amerika vor seiner Haustür nicht brauchen kann.

Die Annäherung auf der koreanischen Halbinsel wird über eine militärische Entspannung kaum hinausgehen. Läuft es gut, folgen dem wirtschaftliche Kontakte und eine lange Phase friedlicher Koexistenz ohne echte Öffnung. Immerhin, die Gefahr eines heißen Krieges, von dem man nicht weiß, wie schnell er zu einem großen Brand werden würde, könnte eingedämmt werden. Und auch die Gefahr, dass sich von Nordkorea ausgehend Atomwaffen in andere Schurkenstaaten verbreiten. Beides ist für die Welt außerordentlich bedeutsam.

Deutschland und Europa können sich bei dem beginnenden Prozess nützlich machen: Indem sie Donald Trump davon abhalten, das Atomabkommen mit dem Iran zu kündigen. Kim wird genau hinschauen, wie es dem anderen Schurkenstaat mit Atomambitionen ergangen ist. Wenn sich herausstellt, dass sich atomare Abrüstung nicht lohnt, wird er sofort um-schalten.