Meinung Meinung: Demos gegen Judenhass - Ditib stellt sich ins Abseits
Die beiden großen Demonstrationen gegen Judenhass vom Mittwoch, „Berlin trägt Kippa“ vor dem jüdischen Gemeindehaus an der Fasanenstraße und „Kippa Colonia“ vor dem Kölner Dom, wären — wie für alle anderen auch — für die Verbände von Muslimen und Migranten in Deutschland eine gute Gelegenheit gewesen, sich in eindeutiger, vorbehaltloser Solidarität für jüdisches Leben in Deutschland und gegen Antisemitismus zu positionieren.
Und das haben einige auch getan: Die Türkische Gemeinde in Deutschland war dabei, der Deutschsprachige Muslimkreis Berlin oder Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime.
Sie taten das so selbstverständlich, wie der Präsident des Zentralrates der Juden, Josef Schuster, während der Veranstaltung mahnte: „Wir haben uns in Deutschland viel zu gemütlich eingerichtet. Ein bisschen Antisemitismus, ein bisschen Rassismus, ein bisschen Islam-Feindlichkeit — ist doch alles nicht so schlimm? Doch, es ist schlimm!“ Umso auffälliger ist, wie sich der staatlich-türkische Moschee-Verband Ditib und die seinem stramm Erdogan-hörigen Kurs immer näher rückende Islamische Gemeinschaft Millî Görüs positionierten.
(Ulli Tückmantel. (Archivbild))
Beide erklärten, sie unterstützten einen Aufruf an Muslime, „als Zeichen der Solidarität“ keine Kippa, sondern eine „Takke“ (muslimische Gebetskappe für Männer) zu tragen. Man sei „als Religionsgemeinschaft, die selber oft genug in den letzten Monaten Opfer von Übergriffen wurde, solidarisch „gegen jede Art“ von Menschenfeindlichkeit, so Ditib. Millî Görüs erklärte gar, wenn eine Person angegriffen werde, „weil er oder sie eine Kippa oder ein Kopftuch trägt“, geschehe beides mit dem Ziel der „Verbannung von religiösem Leben aus der Öffentlichkeit“.
Der Grünen-Politiker Volker Beck fragte dazu bei Twitter: „Könnt Ihr als muslimische Organisationen nicht einmal ohne Vorbehalt solidarisch sein mit Juden?“ Beck kennt die Antwort: Nein, wollen sie nicht.