Meinung Der analoge Lehrer
Mitunter kann man in der Debatte über Digitalisierung an Schulen den Eindruck gewinnen, die Zukunftstauglichkeit unserer Kinder sei allein eine Ausstattungsfrage. Nach dem Motto: Tafelkreide ist Verdammnis, Laptop ist Verheißung.
Was für ein Unfug, nicht zuletzt gespeist von der bei Eltern epidemieartig verbreiteten Angst, ihr Nachwuchs könnte „den Anschluss verlieren“, was auch immer das genau heißen mag.
Die Zukunftstauglichkeit unserer Kinder entscheidet sich nicht am Bildschirm, sondern an der Fähigkeit, darüber hinaus zu schauen. Und digitale Kompetenz vermitteln nicht die Geräte, sondern die Lehrer. Ende 2017 wurde im Auftrag der Kultusministerkonferenz eine große Metastudie zur Wirkung digitaler Medien in der Schule veröffentlicht. Die Auswertung von 79 Studien seit 2000 ergab: Ja, digitale Medien im Unterricht können motivierend wirken — aber vor allem, wenn sie nicht allein, sondern zu zweit genutzt werden; wenn die Schüler nicht völlig selbstständig vor den Programmen sitzen, sondern von Lehrkräften begleitet werden; wenn digitale Medien klassische Unterrichtsmaterialien nicht vollständig ersetzen; und wenn sie von professionell geschulten Lehrern in den Unterricht integriert werden.
Es ist unstrittig, dass die digitale Infrastruktur in den Schulen mitunter verheerend ist. Das seit Jahren bekannte Dilemma der Lehrer bei der Nutzung ihrer privaten Geräte ist allerdings nicht nur dafür ein gutes Beispiel, sondern auch für die Notwendigkeit eines verantwortlichen Umgangs mit digitalen Medien. Der Datenschutz gilt nun mal unabhängig von der Frage, ob der Computer dem Lehrer gehört oder der Schule.
Nicht verantwortlich wäre es auch, die private Display- und Bildschirmfixierung vieler Schüler einfach ins Schulische zu verlängern. Sinn macht der Technikeinsatz nur, wenn sich über die digitale Welt auch die reale erschließt. Die entscheidende Schnittstelle dafür bleibt aber: der analoge Lehrer.