Meinung Billigflieger Ryanair gerät in Turbulenzen

Im März dieses Jahres schien die Welt von Ryanair-Chef Michael O’Leary noch in schönster Ordnung zu sein. Damals wurde die Kooperation des irischen Billigfliegers mit Laudamotion bekannt. Dieses Unternehmen des ehemaligen Rennfahrers Niki Lauda hatte Teile der insolventen Air Berlin übernommen und O’Leary gleich die Mehrheit zum Kauf angeboten.

Foto: Sergej Lepke

Der war begeistert, bekam er doch damit endlich Zugriff auf lukrative Start- und Landerechte an deutschen Top-Flughäfen wie Düsseldorf — bislang mussten sich die Iren hierzulande mit Standorten wie Weeze am Niederrhein oder Hahn im Hunsrück begnügen. Mit dem Deal konnte O’Leary auch gleich seinem Intimfeind Carsten Spohr eins auswischen. Der Lufthansa-Chef hätte selbst gerne mit Laudamotion zusammengearbeitet.

Ryanair ist zum führenden Billigflieger Europas aufgestiegen. Doch aus der Größe erwächst ein Problem. Die Piloten und Flugbegleiter organisieren sich. Sie fordern höhere Löhne, weniger Leiharbeit und bessere Arbeitsbedingungen. Das passt O’Leary überhaupt nicht in den Kram. Der möchte Ryanair frei von Gewerkschaften, Betriebsräten und Tarifverträgen fliegen lassen. Doch damit ist es vorbei. Wenn das Unternehmen die Kooperation verweigert, werden den aktuellen Streiks noch viele weitere folgen. Ein erfolgsverwöhntes Unternehmen in Turbulenzen. In Deutschland stimmen die Ryanair-Piloten in der Vereinigung Cockpit bis Ende dieses Monats über eine unbefristete Arbeitsniederlegung ab. Die Interessen der hierzulande von Ryanair beschäftigten Flugbegleiter werden von Verdi vertreten.

Richtig: Am Ende dieser Verhandlungen könnten höhere Ticketpreise stehen. Denn den Preis für das billige Fliegen zahlen bisher die Arbeitnehmer. Das betrifft nicht nur Airlines, sondern auch die vielen Dienstleister, die an den Flughäfen Menschen im Niedriglohnbereich beschäftigen. Zum Beispiel bei der Sicherheitskontrolle. Weil das alles so günstig zu haben ist, gibt es absurde Preise: Der Flug aus NRW nach Mallorca kostet weniger als die Bahnfahrt nach Hamburg. Wollen wir das wirklich?

Es ist sehr wahrscheinlich, dass in den nächsten Wochen so mancher Flug in den Urlaub verspätet stattfindet. Oder sogar verschoben werden muss. Ja, das ist sehr ärgerlich. Aber wenn der Grund ein Streik für bessere Arbeitsbedingungen ist, sollten die Betroffenen zumindest ein wenig Verständnis aufbringen.