Der Euro hat Vertrauen verdient

Auch im Jahr elf der Einheitswährung ist es nicht leicht, mit dem Euro richtig warm zu werden. Vielerorts wird an bestimmten Tagen im Einzelhandel noch in guten alten D-Mark-Zeiten geschwelgt, kratzen Eltern und Großeltern für ihre Kinder und Enkel die allerletzten Pfennige und Zehnmark-Scheine zusammen.

Und dann ist er wieder da, der Deutschen einstmals ganzer Stolz.

Nichts war so stark, beständig und sicher wie die D-Mark. Der Euro wird es deshalb vor allem in Deutschland schwer haben, sich einen ähnlich guten Ruf zu erarbeiten. Zu Recht? Nein, eher zu Unrecht. Der Euro hat sich wider allgemeinem Erwarten zur Erfolgsgeschichte entwickelt. Selbst an den etwas sperrigen Namen, den Theo Waigel dem Zahlungsmittel einst verpasste, haben sich die allermeisten inzwischen gewöhnt. Der Euro ist sicher. Er ist stabil, wenn auch nicht mehr so stabil wie die D-Mark es war.

So schwankungsfrei wie die Mark kann die Europawährung nicht sein, weil sich ihr Wert auch an der Wirtschaftsleistung anderer Staaten bemisst. Umso bemerkenswerter ist, dass der Euro trotz Sorgenkindern wie Griechenland, Portugal, Spanien und Italien ein gutes, vernünftiges Gegengewicht zum Dollar darstellt. Der aktuelle Sinkflug des Euro gibt noch nicht zu Sorgen Anlass. Experten sehen das Zahlungsmittel bei 1,30 Dollar pro Euro gut eingependelt. Derzeit liegt er leicht darüber.

Jetzt ist er günstig genug, um den für Deutschland wichtigen Export zu beflügeln. Und er ist trotz der hohen Staatsschulden noch stark genug, die Ersparnisse der Europäer in der Währungsunion nicht zu sehr zu entwerten.

Kurzum: Der Euro hat Vertrauen verdient. Aber er muss es sich täglich neu erarbeiten. Deshalb sind die Regierungen der Eurozone gut beraten, verlässliche Wirtschaftspolitik zu machen. Mindestens ebenso bedeutend wird es sein, die fast erdrückenden Schulden abzubauen.

Das Bekenntnis zu einer Währung schreit nach einem Bekenntnis zu einer gemeinsamen Wirtschaftspolitik. Sonst bleibt der Euro abhängig davon, dass beispielsweise die Griechen und die Italiener freiwillig dieselbe Ausgabendisziplin an den Tag legen wie etwa die Österreicher und die Niederländer. Und das tut ihm auf Dauer nicht gut.