Der Kampf des Norbert Röttgen
Die NRW-CDU kürt den Spitzenkandidaten zur Landtagswahl
Nun ist auch Norbert Röttgen offiziell als Spitzenkandidat nominiert, die CDU kürte als letzte der Parteien in NRW ihren Frontmann für die Landtagswahl. Dieser eher zufälligen Terminkonstellation kommt schon eine gewisse symbolische Bedeutung zu. Denn Röttgens Wahlkampf kommt nur schleppend in Gang. Parteifreunde sprechen von einem Fehlstart.
Die ersten zwei Wochen seiner Kampagne wurden überlagert von der Frage, ob Röttgen sich tatsächlich mit Haut und Haaren der Landespolitik verschreibt. Oder ob er nicht in Wirklichkeit die Landtagswahl als eine Art Pflichtübung über sich ergehen lässt, um danach seine Karriere in der Bundespolitik vorantreiben zu können. Nach dem Motto: Falls ich siegen sollte, komme ich. Wenn wir aber verlieren, macht euren Kram alleine.
Diesem Eindruck setzt Röttgen ein augenfälliges Engagement entgegen. Derzeit ist er nahezu jeden Tag in Düsseldorf, präsentiert mal mehr (Claudia Kemfert), mal weniger (Ulla Heinen-Esser) überzeugende Namen für sein Schattenkabinett. Doch in der Phase der Stabilisierung fällt ihm ein Funktionär seines Parteibezirks Mittelrhein in den Rücken und ruft zur Rebellion gegen die Kandidatenlisten auf. Die blieb aus, es war eher ein Zwergenaufstand, doch der Eindruck ist nicht gut: Der Chef hat den Laden nicht im Griff.
Röttgen kämpft, er muss es. Erstmals ist er alleine verantwortlich für einen großen Wahlkampf, erstmals wird sein Gesicht plakatiert, wenn es um Regierungsmacht geht. Seine bisherige Karriere verlief makellos, aber sie ist ein Produkt der Absprachen auf Parteitagen, der Abstimmungen in Gremien. Nun hat der Wähler das letzte Wort.
Wer eine Wahl gewinnen will, muss dafür sorgen, dass die eigenen Leute überzeugt sind und ihr Kreuz machen — er muss mobilisieren. Und er muss dafür sorgen, dass die Wählerschaft der anderen Seite keinen Grund sieht, für ihre Partei zur Wahl zu gehen — hier muss er demobilisieren. So hat Jürgen Rüttgers 2005 die Wahl gewonnen: Er verbreitete Siegeszuversicht, die SPD glaubte nur noch bedingt an ihre Chance. Röttgen ist weit davon entfernt, diese Wechselstimmung zu erzeugen. Für ihn wird die Zeit knapp. Die Wahl ist bald. Zumindest in den eigenen Reihen sollte es schon Zuversicht geben.