Die Angst vor Pisa ist endlich vorbei

Deutschland hat die Bildungsblamage überwunden

Die deutschen Schüler können aufatmen: Sie landen beim internationalen Vergleich im komfortablen Mittelfeld. Auch für viele Lehrer, Eltern und Bildungspolitiker, denen der Pisa-Schock 13 Jahre lang im Nacken saß, ist dies sicherlich eine Erleichterung.

Immerhin ist dieser Leistungsvergleich zu einer Art Lackmustest des deutschen Schulwesens avanciert. Negative Ergebnisse bildeten stets die Steilvorlage, das Schulsystem in Grund und Boden zu kritisieren. Die aktuellen Ergebnisse bestätigen nun, dass es langsam aber sicher aufwärts geht. Das ist nicht einfach nur beruhigend. Es erlaubt hoffentlich einen entspannteren Blick auf diese Studie. Denn gerade Deutschland hat sie — wegen seines zunächst schlechten Abschneidens — immer auch ein bisschen ernster genommen als nötig.

Das gute Abschneider der skandinavischen und nun asiatischen Länder hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass ihre Unterrichtskonzepte einfach besser zu den Aufgabenstellungen passen, die bei Pisa abgefragt werden. Doch eine gute Schulbildung hat viel mehr Aspekte als das korrekte Ankreuzen von Antworten. Da geht es auch um das eigenständige Anwenden von Erlerntem, die Förderung musischer Begabungen oder eine gute Schulausstattung — alles Themengebiete, die nicht abgefragt werden.

Und noch einen Aspekt sollte man sich vor Augen führen. Jetzt, wo die Sache ein wenig gelassener betrachtet werden kann: In der Studie werden die Leistungen von Schülern aus völlig unterschiedlichen Bildungssystemen und Staatsformen verglichen. Auf den ersten zehn Plätzen landen sieben ostasiatische Länder, darunter China und Japan, deren Schulsysteme von Drill und Gehorsam geprägt sind. Ist dann das Mittelfeld nicht geradezu ein Ehrenplatz?

Vielleicht täten unserem Umgang mit dem deutschen Bildungssystem mehr Selbstbewusstsein und weniger Angst vor dem internationalen Vergleich ganz gut. Pisa ist zweifellos eine bedeutende Studie. Aber ihre Ergebnisse sollten nicht die Richtung vorgeben, die unsere Bildungspolitik nimmt. Wer deren Probleme lösen möchte, sollte einen Blick in die Schulen werfen. Nicht in eine Statistik.