Meinung Plädoyer eines Boomers
Nebeneinander statt Gegeneinander
Selbst wenn dieser Kommentar kein Bild des Autors hätte - der Vorname würde mich verraten. Ja, ich gehöre zu den Boomern. Zu denen, die manch ein Jüngerer mit einem Augenverdrehen bedenkt, wenn sie gerade wegschauen. Ich gehöre zu der Generation, aus der viele in diesem Jahr 60 Jahre alt werden. Und ja, ich bin nicht objektiv, ich bin befangen. Natürlich sehe ich die Fehler, die meine Generation gemacht hat. Meine Generation, von der ein Teil die Straßen mit ihren SUV verstopft, die Luft verpestet, mit Kreuzfahrtschiffen herumgondelt und auf viel zu großer Wohnfläche lebt. Und den Klimawandel nicht rechtzeitig und ernst genug bekämpft hat. Und überhaupt sind viele von uns nur deshalb da, weil vor unserer Geburt die Antibabypille noch nicht erfunden war. Nein, wir sind nicht die „fabelhaften Boomer-Boys“, als die sich Oliver Welke und Oliver Kalkofe selbstironisch in ihrem Podcast bezeichnen. Aber die genannten Klischees treffen wahrlich nicht auf alle von uns zu.
Na, was würdet ihr mit euch anfangen, ihr Menschen aus der Generation Z, wenn die Boomer nicht das Internet und das Smartphone erfunden hätten? Kennt ihr unsere Vergangenheit? Auch wenn sie leichter war als die der Kriegs- und Nachkriegsgeneration, so war sie doch geprägt von drückender Konkurrenz. Wir waren so unglaublich viele, es war schwer, einen Arbeitsplatz zu bekommen. Heute suchen die Unternehmen verzweifelt Fachkräfte. Eine viel komfortablere Situation für den „Verkauf“ der Arbeitskraft ist das. Und kennt ihr unsere Zukunft? In der es vielleicht nicht genug Pflegekräfte für uns gibt, wenn wir mal nicht mehr können? Die Boomer stützen mit ihrem Geld die Nachfrage und damit die Wirtschaft, die von den Jüngeren am Laufen gehalten werden muss. Und sicher auch noch lange von den Boomern selbst, deren Kenntnisse hohen Wert haben - auch im Ehrenamt für die Gesellschaft. Und noch eins: Beschwert euch nicht, wenn manch ein Boomer ein hübsches Vermögen hat. Das geht irgendwann per Erbe über. Auf euch. Kein Grund zum Augenverdrehen also. Eher ein Plädoyer für ein freundliches Nebeneinander.