E 10: Ein energiepolitischer Scherbenhaufen
Biosprit E10 — erst Einführung, dann Informations-Offensive
Nachgeholte Informationen haben in diesen Wochen Hochkonjunktur im politischen Berlin. Da wurde erst die Wehrpflicht abgeschafft und dann eine Werbekampagne in Auftrag gegeben, um Freiwillige zu rekrutieren. Nun soll eine Informations-Offensive den Autofahrern den Biosprit E10 schmackhaft machen, jetzt, wo er auf breites Misstrauen gestoßen ist. Strategisches Denken geht anders.
Was dem Bürger so alles unter dem Stichwort Umwelt zugemutet wird, geht auf keine Kuhhaut. Solarstrom — eine teure Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die einschlägige Industrie, Umweltentlastung nicht messbar.
Einwegpfand auf Getränkebehälter — allenfalls weniger Arbeit für die Müllabfuhr, ökologisch aber ein Schuss in den Ofen. Energiesparlampe statt Glühbirne — in vielen Haushalten reichen die Vorräte an guten, alten Leuchtmitteln noch Jahre. Man glaubt den Energie-Propheten nicht.
Wenn’s dem Verbraucher aber zu bunt wird, dann sagt er konsequent Nein. Die Schweinegrippen-Hysterie 2009: der Bürger behielt kühlen Kopf, der Staat blieb auf Abermillionen Impfdosen sitzen. Und jetzt: Biosprit. Hier geht es um des Deutschen liebstes Kind, das Auto.
Niemand will sich festlegen, dass der ethanol-versetzte Treibstoff Motoren und Leitungen unbeschadet lässt. Fest steht aber der Mehrverbrauch. Und die Mutmaßung, dass sinkendem CO2-Ausstoß im gleichen Maße steigende Treibhausgas-Produktion beim Ackerbau entgegensteht. Konsequenz: Verweigerung.
Regierung, Mineralölindustrie und Autobauer — alle stehen jetzt vor einem Scherbenhaufen. Die Politik, weil sie es nicht verstanden hat, um Vertrauen für ihre so genannte Biokraftstoffquotierung zu werben.
Die Tankstellen-Konzerne, weil sie keinen Weg gesucht haben, dem Autofahrer klar zu machen, was sein Gefährt verträgt und was nicht. Die Hersteller schließlich, weil sie nicht nachdrücklich genug nach alltagstauglichen Alternativen für den Verbrennungsmotor suchen.
Die Verlockung, die Bauchlandung beim Öko-Sprit in Zeiten permanenten Wahlkampfes dem jeweiligen politischen Gegner anzulasten, ist natürlich groß. Nur sollte man sich erinnern: Die rechtliche Grundlage für die missglückte Einführung von E10 hat auch die heutige Opposition mit beschlossen.