Europa spielt beim Klima die Schlüsselrolle
Für ein globales CO2-Abkommen ist es in Durban noch zu früh
Nichts erinnert in diesen Tagen im südafrikanischen Durban an Kopenhagen. Als sich vor zwei Jahren in der dänischen Hauptstadt Spitzenpolitiker, Delegierte, Funktionäre und Wissenschaftler zur Weltklimakonferenz trafen, waren die Erwartungen hoch: Ein verbindliches Abkommen zur Verringerung des Treibhausgas-Ausstoßes sollte beschlossen werden. Erreicht wurde — praktisch nichts.
Dieses Mal, bei der Konferenz in Durban, sind die Erwartungen gering. Und das muss nicht ausschließlich negativ sein. Da klar ist, dass die größten CO2-Verursacher China und die USA keine Verpflichtungen in Bezug auf die Treibhausgase eingehen werden, wird der Fokus der Verhandlungen auf kleinere, aber erfolgversprechendere Schritte gelenkt: Dazu gehört die Finanzierung des Schutzes der für das Klima so wichtigen tropischen Wälder. Ebenso geht es um Vereinbarungen zur Ausgestaltung des Klimafonds, der Entwicklungsländer bei der Anpassung an die Folgen der Erderwärmung und beim Klimaschutz helfen soll.
Es gibt also Bereiche, in denen Erfolge möglich sind. Dennoch bleibt die zentrale Frage, wie der Treibhausgas-Ausstoß begrenzt werden kann — notfalls zunächst ohne die USA und China. Dass die Zeit drängt, betonen nicht nur Klimaforscher. Auch die Häufung der Nachrichten von verheerenden Überflutungen (Südostasien, Australien, Italien) und Dürren (Ostafrika, Texas) sowie Trockenphasen wie derzeit hierzulande deuten an, dass extreme Wetterlagen zunehmen.
Wenn es also zumindest in einigen Jahren zum Durchbruch kommen soll, muss den USA und China ihre zentrale Sorge genommen werden: die Befürchtung, dass eine Verringerung von CO2-Emissionen zu wirtschaftlichen Nachteilen führen wird. Europa hätte die Leistungsfähigkeit, ihnen das Gegenteil zu beweisen, indem es zusammen mit anderen Staaten vorangeht.
Klar ist: Eine Wende zu mehr Energieeffizienz und erneuerbaren Energien wird zunächst teuer. Doch selbst wenn man den Klimawandel außer Acht lässt, ist auch naheliegend: Die wachsende Nachfrage aus Asien wird die Preise begrenzter Rohstoffe wie Öl und Gas weiter steigen lassen. Den geringsten Schaden haben dann die Staaten, denen es gelungen ist, ihre Abhängigkeit von Öl und Gas deutlich zu reduzieren.