Führerschein-Check für Senioren, und zwar verbindlich
Bei Senioren nur auf Freiwilligkeit zu setzen, reicht nicht aus.
Der ADAC und die Verkehrspolitiker aller Parteien wissen genau, warum sie schweigen: Wer den Senioren-Tüv fordert, hat verloren. Die Mitglieder laufen weg, die Wähler verweigern die Zustimmung. Millionenfach. Aber ist das tatsächlich so? Sind die Alten wirklich so verbohrt, dass sie kein Ohr für gute Argumente haben?
Einige Fakten verdienen besondere Beachtung: Die Zahl der von älteren Autofahrern verursachten Unfälle steigt. Gleichzeitig haben die über 70-Jährigen eine geringere Fahrleistung als andere Altersgruppen. Oft fahren sie nur kurze Strecken. Sind sie dann aber in Unfälle mit Personenschaden verwickelt, tragen sie meistens die Hauptschuld. Keine Bevölkerungsgruppe wächst so schnell wie die der über 75-Jährigen. Niemand wird bestreiten, dass in diesem Alter Seh- und Hörfähigkeit oft eingeschränkt sind, dass die Reaktionsfähigkeit nachlässt, dass zunehmend Demenzerkrankungen auftreten. Richtig wäre es, den Führerschein dann freiwillig abzugeben. Aber die Statistik zeigt, dass nur wenige das auch tun.
Natürlich wäre es Unfug, Menschen ab einer bestimmten Altersgrenze pauschal den Führerschein abzunehmen. Ob jemand hinter dem Steuer sitzen sollte, ist keine Frage des Alters, sondern der Gesundheit. Genau an dieser Stelle wird es schwierig. Denn wenn Sohn oder Tochter den Eltern das Fahren nicht mehr zutrauen, beurteilen die das Ganze vermutlich völlig anders. Vor allem bei Demenzerkrankungen versuchen die Betroffenen, deren Anzeichen zu verheimlichen. Schließlich fällt es schwer, den Führerschein nach 55, 60 oder noch mehr Jahren herzugeben und ein Stück Freiheit zu verlieren. Freunde oder Angehörige sind meist überfordert, in dieser Situation Ratschläge zu geben.
Nur: Von selbst regeln sich die Dinge nicht. Eine Gesellschaft hat das Recht, den Einzelnen zum Schutz der Gemeinschaft zu kontrollieren. Deshalb brauchen wir den regelmäßigen Führerschein-Check ab 75, den es in vielen anderen Ländern längst gibt. Es gilt, die Fahrtauglichkeit zu prüfen. Dabei muss auch ein negatives Urteil möglich sein. Vielleicht ist der Widerstand der Senioren dagegen geringer als Verkehrsclubs und Politiker unterstellen.