Fußball darf kein Luxusgut werden
Die Eintrittspreise in der Bundesliga sind zu hoch — schon jetzt
König Fußball versteht sein Volk nicht mehr. Den Untertanen geht es um Freud’ und Leid, Tränen und Triumphe. Der König will Geld. Mit unschöner Regelmäßigkeit erhöhen viele Bundesligaklubs Jahr für Jahr ihre Eintrittspreise. Und der Fan soll zahlen. Bisher macht er das auch mit mehr oder weniger Wehklagen. Fußball ist schick und wird vielerorts in wunderschönen Stadien dargeboten. Aber rechtfertigt das, die Preise so anzuheben, dass der Samstagnachmittag einen Familienvater mit zwei Kindern bei seinem Lieblingsverein inklusive Anreise, Würstchen, Pommes Frites und Limonade 50 und mehr Euro kostet? Bei einem Kartenpreis von 22,75 Euro im Schnitt schlägt eine Stunde Bundesliga im Stadion für den Fan mit 15,16 Euro pro Stunde zu Buche. Das ist mehr, als viele auf den Rängen in 60 Minuten brutto verdienen.
Für die meisten Fans ist es heute schon ein teures Fest, ein, zwei Mal im Jahr zum Verein ihres Herzens zu gehen, um das Team lautstark zu unterstützen. Es scheint, als vergäße König Fußball das immer mehr. Sein Hofstaat mit Stars und glamourösen Stadien verschlingt Millionen von Euro im Jahr. Das Fernsehen, teils finanziert von den Gebühren der Fans, und die Werbebranche geben reichlich. Aber es reicht nie. Den Rest für die mitunter überhohen Salärs von Kickern, Trainern und Managern steuert der Zuschauer bei.
Es ist löblich, dass etwa Borussia Mönchengladbach seine Preise seit 2004 nicht angehoben hatte. Aber die zehn Prozent mehr zur neuen Saison werden vielen Fans wehtun. Manch einer kann es sich vielleicht nun nicht mehr leisten, in den Borussia-Park zu gehen. Und einigen Anhängern des HSV, von Borussia Dortmund, Schalke 04 und Bayern München wird es mit ihren Klubs nicht besser gehen.
Im womöglich ruinösen Wettbewerb mit den Ligen in Spanien und England ruft die Bundesliga nach immer mehr Geld. Noch sind die Stadien voll, noch eilt die Bundesliga von Zuschauerrekord zu Zuschauerrekord. Wenn die Vereine den Bogen aber überspannen, werden sie erleben, was im Ausland teils schon Alltag ist: halbleere Ränge oder ein Publikum, das nicht mehr mit dem Herzen beim Fußball ist, sondern nur noch mit der Geldbörse. Das ist der Moment, in dem König Fußball abdanken wird.