Unternehmen: Die Frauenquote ist der falsche Weg

Gleichberechtigung in Unternehmen

Nun also sollen Frauen doch bald Chefinnen per Gesetz werden — EU-Kommissarin Viviane Reding will noch in diesem Herbst einen Gesetzentwurf zur Einführung einer europaweiten Frauenquote in Vorständen börsennotierter Unternehmen vorlegen. Es gibt viele gute Gründe dafür, dass mehr Frauen Führungspositionen bekleiden sollten. Gemischte Teams etwa arbeiten deutlich erfolgreicher als reine Männerteams. Auch, weil Frauen einen anderen Blick auf die Dinge haben. Und Fakt ist ebenfalls, dass freiwillige Verpflichtungen der Konzerne bisher nicht dazu geführt haben, dass es in Deutschland mehr Top-Managerinnen gibt.

Dennoch ist die gesetzliche Frauenquote der falsche Weg zu mehr Gleichberechtigung in Führungsetagen. Das Dilemma der Debatte bringt Viviane Reding wohl eher unfreiwillig auf den Punkt, wenn sie sagt: „Wir brauchen Frauen, weil wir nicht genug Männer haben.“ Nein, Frau Reding. Wir brauchen Frauen, weil sie gut und qualifiziert sind — ganz unabhängig davon, ob wir ausreichend Männer haben.

Wenn Unternehmen in Zukunft erfolgreich sein wollen, werden sie weibliche Top-Talente brauchen. Und das wissen auch die Personalmanager in Deutschland. Aber eine gesetzliche Quote wird ihnen nicht ein neues, bis dato unbekanntes Talent zuführen. Es ist nämlich gar nicht so einfach, absolute Spitzenposten in der deutschen Wirtschaft mit Frauen zu besetzen.

Das liegt nicht daran, dass diese nicht gut ausgebildet wären. Bis zum mittleren Management funktioniert der Aufstieg von Frauen inzwischen recht gut. Doch wer wirklich im Vorstand eines börsennotierten Konzerns erfolgreich sein will, muss sehr viel Zeit investieren, zäh und im Prinzip rund um die Uhr verfügbar sein. Wer daneben noch eine Familie haben möchte, braucht entweder einen Mann, der bei der Karriere zurücksteckt, oder aber eine extrem gut organisierte Kinderbetreuung. Doch welche Frau entscheidet sich für Kinder, wenn sie diese kaum sieht?

Spätestens also, wenn der Nachwuchs ins Spiel kommt, fallen viele Frauen in alte Rollenmuster zurück. Um diese zu durchbrechen, brauchen wir keine Quote. Wir brauchen flexiblere Arbeitsmodelle und neue Denkansätze — bei den Männern, aber auch bei den Frauen.