Dispo-Zinsen: Banken in die Schranken weisen

Die Dispo-Zinsen in Deutschland sind zu hoch.

Seit Jahren ärgern sich Bankkunden über das Prozedere: Kaum hat die Europäische Zentralbank die Zinsen gesenkt, da ziehen die Banken in Deutschland auch gleich nach. Schlagartig fällt die Verzinsung für Guthaben, doch auf niedrigere Zinsen für ihre Dispo-Kredite warten die Verbraucher meist vergebens.

Was die Kunden tagtäglich erleben, wird nun endlich auch von einer Studie untermauert: Banken in Deutschland kassieren deutlich zu viel für Überziehungskredite. Während sich die Geldinstitute Kapital derzeit quasi zum Nulltarif beschaffen können, zahlt der Kunde für die kurze Überziehung seines Girokontos bis zu 15 Prozent Zinsen. Damit findet sich Deutschland übrigens im europaweiten Vergleich in der Spitzengruppe. Ähnliche Sätze werden nur in Krisenländern wie Griechenland, Portugal oder Irland verlangt.

Die Kunden haben nur wenig Chancen, dieser Zinsfalle zu entkommen. Der Wettbewerbsgedanke zieht in diesem Fall nicht so recht, da der Dispo ja eben schnell und kurzfristig verfügbar sein muss. Der Verbraucher kann zu diesem Zweck nicht einfach ein neues Girokonto eröffnen.

Das wissen auch die Geldinstitute und nutzen die lukrative Einnahmequelle — allein im April wurden in Deutschland 41 Milliarden Euro gewährt — auch zur Quersubventionierung anderer Leistungen oder zur Gewinnmaximierung.

Bedenkt man zusätzlich, dass vor nicht allzu langer Zeit in Deutschland Banken mit Steuergeldern gerettet werden mussten, dass Banker immer noch immense Boni kassieren und dass kaum ein Institut aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat, dann ist diese Geschäftspraxis ein Schlag ins Gesicht der Privatkunden. Auf diese Weise gewinnen die Geldinstitute keinen Funken Vertrauen zurück.

Der reflexartige Ruf nach dem Staat mag in vielen Fällen unberechtigt sein. Doch wenn Marktmechanismen wie im Falle der Dispo-Zinsen versagen, dann darf eine gesetzliche Obergrenze nicht tabu sein. Zwar hat auch die Bundesregierung das Thema für sich entdeckt. Aber es sieht so aus, als ob sie wieder vor der mächtigen Banken-Lobby einknicken wird. Die Aussagen von Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner, die nur auf Transparenz setzen will, deuten daraufhin — zum Leidwesen der Bankkunden.