Meinung G8/G9 — Horror der Neuen
So nahe CDU und FDP in NRW vor dem Beginn der Koalitionsgespräche morgen in Schulfragen — hier besonders in der Frage G8/G9 — beisammen liegen mögen, so sehr wird ihnen dieses Thema bald auf die Füße fallen.
Mit den jüngsten Forderungen an die nächste NRW-Regierung wird klar, wie breit und stark das Bündnis für eine durchschaubar und vergleichbar organisierte Schulzeit ist. Und wie wenig die Lösungen, die im Wahlkampf unter Druck im Parteien-Wettstreit entstanden sind, die Bedürfnisse abdecken. Die Rückkehr zu G9 — zuletzt verwirklicht in Niedersachsen und Bayern — ist ein mehrheitsfähiger Wunsch.
Bei CDU und FDP ist hingegen aus einstiger G8-Initiative in den vergangenen Monaten etwas entstanden, was sich jetzt hin zum Regierungsauftrag nicht gut anfühlt: Aus alter Zuneigung zum schnellen Schulweg im europäischen Wettbewerb auf der einen und dem Wehklagen von Schülern, Eltern und Interessensvertretern auf der anderen Seite sind flexible Modelle entstanden, die theoretisch formuliert wurden, jetzt aber in praktische Politik umgemünzt werden müssen. Es wird zu den Ängsten des FDP-Chefs Christian Lindner gehören, in plötzlicher Regierungsverantwortung Schule nicht in den Griff bekommen zu können: Bis zur Bundestagswahl braucht es Rückenwind für die FDP und keine Beweise dafür, es nicht besser zu können. Wer will bitte das Schulministerium?
Zurück zu G9? Schwierig für Zwei, die das Gegenteil eingeführt haben. Jede Schule entscheidet für sich? Widerstand, weil besonders in kleinen Städten Eltern keine Wahl mehr bliebe. Beide Angebote an einer Schule? Das organisatorisches Chaos drohte. Zudem schwant Eltern, die ihren Kindern G9 gönnen wollen, im Wettbewerb der Schüler nichts Gutes. Vernünftig wäre: eine überfraktionelle Enquete-Kommission, die eine Lösung erarbeitet von langer Haltbarkeit. Tatsache ist: Oppositionsparteien, die feixen und fein beobachten werden, wie sich auch die nächste Regierung in der Schulfrage zermürbt.