Meinung Gefährliche Entwicklung
Wer keine Beteiligung an einem der Wohnungsriesen Vonovia oder Deutsche Wohnen hat, dem könnte es doch eigentlich egal sein, dass die feindliche Übernahme des einen Riesen (147 000 Wohnungen) durch den noch Größeren (367 000 Wohnungen) gescheitert ist.
Doch das nur vorübergehend gestoppte „Fressen und Gefressen-Werden“ auf dem Wohnungsmarkt zeigt, was sich da zusammenbraut. Gerade in Zeiten großer Zuwanderung, in denen Wohnraum ein knappes Gut ist, muss die Politik darauf achten, wohin der beinharte Wettbewerb führt, bei dem es den Unternehmen vornehmlich um eines geht: Wertsteigerung für die Investoren.
Vonovia mag da in seiner Selbstdarstellung noch so sehr versprechen, dass es seinen Mietern „ein bezahlbares, attraktives und lebenswertes Zuhause bieten will“. Mieterschützer sehen das ganz und gar nicht so — nicht nur im Falle Vonovia. So fordert der Deutsche Mieterbund von den beiden Riesen, die ja nun erstmal selbstständig bleiben, die ordnunggemäße Instandhaltung der Wohnungsbestände und eine schnelle Beseitigung von Mängeln. Auch müsse ausreichend qualifiziertes Personal unter Tarifbedingungen beschäftigt werden. Forderungen, die zeigen, dass das Kümmern um die Mieter doch nicht so passgenau mit der Wertsteigerung für die Aktionäre zusammengeht.
Von aktiennotierten Unternehmen wird man kaum erwarten können, dass sie sich einem gesellschaftlichen Auftrag verpflichtet fühlen. Schon mit der Privatisierung zahlreicher Wohnungen hat der Staat hier viel Einfluss aus der Hand gegeben, den er gerade jetzt bei der hohen Nachfrage nach Wohnraum bitter nötig hätte. Und mit jeder weiteren Konzentration auf dem Wohnungsmarkt, die nach der gestern gescheiterten Übernahme nur aufgeschoben ist, wird es schwieriger, diesen politischen Einfluss geltend zu machen. Im Gegenteil: Je größer der Riese, umso leichter erpressbar wird die Politik — etwa bei mietrechtlichen oder steuerlichen Regelungen.