Meinung Hillary Clinton ist die falsche Kandidatin

Hillary Clinton hat sich gut geschlagen auf dem Parteitag der Demokraten. Sie hat eine gute Rede gehalten, ihre persönlichen Makel zugegeben und sich auf die Seite von Bernie Sanders geschlagen. Sie hat vieles richtig gemacht.

Foto: Sergej Lepke

Aber das ändert nichts an ihrem größten Fehler: ihrer Kandidatur für das Amt des Präsidenten.

Sie ist der besser qualifizierte Kandidat, ohne Frage. Der weniger angsteinflößende ohnehin. Insofern wäre sie für viele Staatsoberhäupter und Analysten der bessere Präsident. Am Ende auch für viele Amerikaner, wenn man sich vorstellt, was unter Donald Trump aus dem „Land der Freien“ werden könnte. Aber das allein ist für viele kein Argument, sie zu wählen.

Clintons Nominierung ist historisch. Sie ist die erste Frau, die um das höchste Amt der USA kämpft. Und auf genau das wollten die Demokraten hinaus: den historischen Moment — zum wiederholten Male. Dabei verpassen sie einen anderen.

Die Stimmung in den USA stand schon vor acht Jahren auf „Change“. Damals hat es Barack Obama als relativ unerfahrener Senator aus Illinois zum Präsidenten gebracht. Er hat versprochen, das Land zu ändern — aber das Gegenteil ist eingetreten. Die Tea-Party hat die Republikaner nach rechts rücken lassen und die Arbeit in Washington blockiert; der Erfolg eines Schwarzen hat rassistische Reflexe in einer weißen Unterschicht wiederbelebt. Der geforderte Wandel ist ausgeblieben und wird auch unter Hillary Clinton nicht stattfinden.

Sie ist seit 25 Jahren im Geschäft. Sie war First Lady, Senatorin und Außenministerin. Sie steht seit Jahren in der Öffentlichkeit — was ihren Beliebtheitswerten nicht guttut. Knapp 55 Prozent der Amerikaner mögen sie nicht. Sie steht der Wall Street nahe, dem politischen Establishment, der Spitze der Weltpolitik. Neu und unverbraucht sieht anders aus.

Trump ist genau das. Und Bernie Sanders wäre das auch gewesen. Die Demokraten haben sich aber für Clinton eingesetzt. Damit haben sie alle Vorurteile gegen das Establishment erfüllt und massig Wähler verprellt.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass Clinton gewinnt. Aber es wird eng. Denn Begeisterung löst sie nicht aus. Genau die braucht es, um Wähler anzulocken. Da liegt die Gefahr. Denn Trump begeistert viele. Clinton ist nur das geringere Übel. Damit lockt man niemanden an die Wahlurne.