Meinung Im Interesse der Menschen
Man kann sich die syrische Tragödie sprachlich vom Leib halten. Dann ist von der „weltweiten Sorge vor einer weiteren Eskalation des Konflikts“ die Rede. Man kann die syrische Tragödie auch an sich heranlassen.
Dann sollte man wahrnehmen, was beispielsweise Partner des katholischen Hilfswerks Misereor berichten. Sie sprechen für die Region um die syrische Hauptstadt Damaskus von der schlimmsten Phase der Gewalt seit Beginn der Kämpfe 2011. „Männer, Frauen und Kinder stehen massiv unter Schock, weil sie erneut Opfer und Zeugen blutiger Angriffe auf Zivilisten geworden sind.“
Das schier unerträgliche Leid der Zivilbevölkerung in den vergangenen sieben Jahren ist zum Verzweifeln. Und die Entwicklung von einem Bürgerkrieg hin zu mehreren Kriegen unterschiedlicher Kriegsherren auf der Fläche eines einzigen Staates, der halb so groß ist wie Deutschland, bietet allen Grund, sich angewidert abzuwenden. Zu sehr mutet das alles an wie ein mörderisches Schachspiel technokratischer Politstrategen an, denen Menschenleben rein gar nichts mehr bedeuten.
Aber es hilft nichts: Nur wer versucht, das Knäuel der gegenläufigen Machtinteressen zu verstehen, die noch nicht einmal für sich genommen widerspruchsfrei sind, hat eine Chance, überhaupt noch irgendetwas im Interesse der Menschen zu erreichen. Akut muss vor allem der Druck auf Assad, die syrischen Rebellen und die Türkei wachsen, um in Ost-Ghuta und Afrin für Waffenruhen zu sorgen. Aber wer könnte die treibende Kraft dafür sein? Der Westen wohl kaum, wenn selbst Nato-Partner wie die Türkei und die USA in Syrien auf unterschiedlichen Seiten stehen. Auch Russland scheint mit seiner Rolle überfordert. Bleiben die Vereinten Nationen. Wenigstens sie sollten die Tragödie der Menschen an sich heranlassen — und ihren Einsatz verstärken.