Impfpriorisierung Der Wegfall der Impfpriorisierung ist ein Irrsinn
Seit Montag ist die Impfpriorisierung aufgehoben. Es hagelt von allen Seiten Kritik. Krefelds Oberbürgermeister Meyer nennt es gar unverantwortlich.
Es war eine zornige Kurznachricht, die Krefelds Oberbürgermeister Frank Meyer (SPD) vor der seit Montag außer Kraft gesetzten Impfpriorisierung auf Twitter absetzte: „Sie wecken unerfüllbare Erwartungen, die andere vor Ort ausbaden müssen. Unverantwortlich! Was machen Sie da?“ Er reagierte damit auf die Ankündigung der NRW-Staatskanzlei, dass nun jeder einen Impftermin vereinbaren kann.
Mal abgesehen davon, dass das, bezogen auf die Impfzentren, gar nicht stimmt, weil es hier derzeit nur Zweitimpfungen gibt, könnte man sagen: das Aus der Impfpriorisierung wurde auf Bundesebene eingefädelt. Und damit der Irrsinn, dass den Menschen gesagt wird: Ab jetzt zählen eure starken Ellenbogen. Setzt euch mal durch beim Hausarzt. Wenn ihr ihn persönlich gut kennt, wird das euer Schaden nicht sein. Auf der Strecke bleiben dann etwa die über 60-Jährigen, die seit Wochen gewartet haben. Nun müssen sie sich mit Jüngeren, weniger Gefährdeten, um den Impfstoff kloppen.
Dass sich ein Bundesland nicht einfach hinter dieser „von oben“ angeordneten Aufhebung der Impfpriorisierung verstecken muss, zeigen etwa Hamburg, Bremen und das Saarland. Sie bleiben jedenfalls in den Impfzentren bei der Rangfolge. In NRW und anderswo müssen sich die Ärzte der Flut von Anfragen erwehren, die sie angesichts des weiterhin knappen Impfstoffs nicht bedienen können. Bald wird das Impfangebot an Jugendliche den Ansturm auf die Praxen noch erhöhen. Und die Sache nicht nur für die vor die Entscheidung gestellten Eltern noch komplizierter machen. Denn der Beratungsaufwand für Haus- und Kinderärzte wird noch größer sein – angesichts des Pro und Contra bei der für Jugendliche anders zu beurteilenden Risikoabwägung. Dass die Politik trotz der ihr bekannten Impfstoffknappheit die Priorisierung aufgehoben hat, frustriert die Menschen mit höherem Risiko. Es enttäuscht die Erwartungen all derer, die jetzt glauben, dran zu sein – und es doch nicht sind. Es sorgt für Chaos in den Praxen. Sie ist berechtigt, die Frage: Was machen Sie da?