Fusion auf Wohnungsmarkt Der Wohnungsriese

Vonovia und Deutsche Wohnen wollen mit ihrem Zusammenschluss auch ihren politischen Einfluss stärken.

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Große Wohnungskonzerne sehen sich angesichts steigender Mieten und der Klage von aus ihren Vierteln verdrängten Mietern zunehmend in der Defensive. Vor diesem Hintergrund erscheint die angekündigte Fusion der Wohnungsriesen Vonovia und Deutsche Wohnen wie ein strategischer Gegenangriff. Schiere Marktmacht gegen Politik. Forderungen nach Vergesellschaftung (in Berlin läuft das Volksbegehren „Deutsche Wohnen und Co. enteignen“), nach Mietendeckel oder Mietpreisbremse wird entgegenhalten: Passt auf, mit wem ihr euch anlegt. Wir sind groß. Die aus der Finanzkrise bekannte Losung „too big to fail“ (zu groß, um uns fallen zu lassen, der Staat muss uns retten), käme hier in neuer Version daher: Too big to attack: zu groß, um unsere Marktmacht mit mieterfreundlichen Gesetzesänderungen anzugreifen.

Auch wenn gerade erst der vom Land Berlin eingeführte Mietendeckel vom Bundesverfassungsgericht kassiert wurde, ist das Thema damit nicht vom  Tisch. Längst wird über einen bundesweiten Mietendeckel nachgedacht. Den Befürwortern solcher Ideen, die auch im Wahlkampf eine Rolle spielen werden, wird schon durch die eigenen Angaben der Wohnungsunternehmen Futter gegeben. Die steigenden Mieten spiegeln sich in den Erfolgsmeldungen der Geschäftsberichte an die Aktionäre.  So stieg der Wert der Vonovia-Aktie von 2013 bis Ende 2020 von 17 auf knapp 70 Euro, die Dividende stieg in dieser Zeit von 67 Cent auf 1,69 Euro.

Gewiss, auch die 500 000 Wohnungen, die der fusionierte Wohnungsriese verwalten würde, machen nicht einmal drei Prozent des deutschen Wohnungsmarktes aus. Doch in einzelnen Regionen sieht das Verhältnis ganz anders aus. Und das kann sich dann nicht nur auf die Mieten oder Nebenkostenabrechnungen auswirken. Sondern auch auf die Positionen der Handwerker, die sich beim Werkeln an und in den Häusern der Großen den von diesen diktierten Konditionen beugen müssen.