Informations-Desaster nach Unwetter
Bahn- und Autofahrer brauchten unnötig viel Geduld.
Dass am Tag nach dem Unwetter — wie auch in den kommenden Tagen und teilweise bestimmt noch den kommenden Wochen — vieles in NRW nicht so läuft wie bei mildem Sonnenschein und sanftem Wind, muss man niemandem erklären. Das versteht jeder, und dafür hat auch jeder Verständnis.
Es regte sich kaum ein Autofahrer oder Bahnkunde am Dienstagmorgen darüber auf, dass Straßen gesperrt und Bahnstrecken blockiert waren. Es überwog mehr die Dankbarkeit gegenüber den 14 000 Helfern der Feuerwehren und Hilfsorganisationen sowie des Technischen Hilfswerks, die unermüdlich und häufig ehrenamtlich im Einsatz waren. Angesichts von mindestens sechs Toten und 67 Verletzten gibt es auch Wichtigeres als die Unpünktlichkeit der Bahn.
Was in einem Hightech-Land jedoch zunehmend auf Unverständnis stößt und auch wirklich unerklärlich ist, ist die teils desolate Informationspolitik der offiziellen Stellen. Über Stunden standen Tausende Menschen auf Bahnhöfen und Autobahnen ohne Informationen herum, fuhren ohne Verkehrslenkung in Sperrungen hinein oder irrten schlicht umher.
Was die Bahn, die sich sonst gern lustiger Twitter-Botschaften rühmt, ihren Kunden am Dienstag an Information anbot, war über Stunden genau so unbrauchbar wie die Hinweise von Straßen NRW zu gesperrten Routen und Umleitungen.
Es ist in der Tonalität völlig unangemessen und auch sachlicher Unfug, wenn der frühere ARD-Wetterexperte Jörg Kachelmann den WDR-Intendanten Tom Buhrow für die Unwetter-Toten verantwortlich macht und ihn zum Rücktritt auffordert.
Aber in einem Punkt hat der lautsprecherische Schweizer recht: Von öffentlich-rechtlichen Sendern kann man mehr und vor allem eine bessere, eine vorsorgende Berichterstattung erwarten. Das gilt keineswegs nur für den WDR, der in seinem wichtigsten Radiosender mitten im Unwetter nichts Wichtigeres zu tun hatte, als den Geburtstag von Donald Duck zu feiern.
Dass das ZDF am Dienstagabend ein „Spezial“ zu den Unwetter-Folgen sendete, am Pfingstmontag jedoch wenig an vorbeugender und warnender Information im Angebot hatte, ist ein Ärgernis und passt einfach nicht mehr in die Zeit.