Meinung Kinderlose sollen mehr zahlen - Spahns schlechte Idee

Meinung · Jens Spahn sucht verzweifelt nach Themen, die zünden. Bislang waren seine Versuche, sich als neuer CDU-Chef zu positionieren, wenig überzeugend.

Foto: Sergej Lepke

Gegen Annegret Kramp-Karrenbauer und Friedrich Merz scheint der 38-Jährige chancenlos, weil er in der Partei nur bei der Jungen Union Rückhalt findet. Daran wird auch sein jüngster Vorstoß nichts ändern. Spahn fordert höhere Sozialabgaben für Kinderlose und verweist auf die Pflegeversicherung, wo dieses Prinzip seit vielen Jahren gilt. Der Bundesgesundheitsminister möchte, dass Kinderlose einen erhöhten Beitrag in die Rentenkasse zahlen. Das sei eine Gerechtigkeitsfrage.

Tatsächlich verfügt Spahn über gute Argumente. Denn im Umlagesystem der Sozialversicherung bekommen die Alten das Geld von den Jungen – auch dann, wenn es die Kinder der anderen sind. Rentenversicherte Eltern leisten also einen doppelten Beitrag zum Umlagesystem: Zum einen zahlen sie ihre Beiträge; zum anderen sind ihre Kinder die Beitragszahler von morgen. Wahr ist aber auch: Kinderlose zahlen mehr Steuern. Sie finanzieren viele Dinge mit, die ihnen nichts bringen, zum Beispiel Kindergärten, Schulen oder Elterngeld. Von ihren Krankenkassenbeiträgen profitieren Kinder und Ehepartner, die über den Alleinverdiener kostenfrei mitversichert sind.

Will sich Spahn wirklich auf solche Rechnereien einlassen und damit Kinderlose gegen Familien ausspielen? Es würde dem Möchtegern-CDU-Chef nicht helfen. Menschen bekommen Kinder, weil sie das möchten und nicht, um den Sozialkassen zu helfen. Kinderlos zu bleiben, ist eine private Entscheidung und manchmal auch ein persönliches Schicksal. Strafabgaben für Kinderlose sind keine gute Idee. Viel klüger wäre es, endlich das Ehegattensplitting abzuschaffen, denn das fördert nur jene Ehen, in denen einer möglichst viel und der andere möglichst wenig verdient. Nach Kindern fragt dabei niemand. Das wäre bei einem Familiensplitting anders.