Meinung Klimakonferenz: Deutschland hat als Vorbild versagt

Die größte internationale Konferenz, die Deutschland je erlebt hat, ist vorbei — und das Chaos in Bonn ist ausgeblieben. Die Weltgemeinschaft wird Deutschland als Gastgeber der 23. Weltklimakonferenz in guter Erinnerung behalten.

Foto: Sergej Lepke

Und natürlich war es die klimafreundlichste COP aller Zeiten. Aber Bonn wird auch als der Ort in Erinnerung bleiben, an dem Deutschland seine weltweite Vorbildrolle beim Klimaschutz endgültig verspielt hat. Das Einzige, was der Gastgeber inhaltlich zu bieten hatte, war die mit großer Geste verkündete Unterstützung für Klimaversicherungen in ärmeren Ländern, um dort die Folgen des Klimawandels abzumildern. Ansonsten blieb Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrem enttäuschenden Auftritt in Bonn bewährt unverbindlich und nebulös.

Mit deutscher Versicherungsmentalität die Welt retten zu wollen, ist aber nicht nur auf beschämende Weise vom Ende her gedacht, sondern geht auch an den Realitäten vorbei. Viele Risiken des Klimawandels sind überhaupt nicht mehr versicherbar, weil eine fast 100-prozentige Sicherheit des Eintritts besteht. Von einem Vorbild, das diese Rolle immer wieder für sich selbst in Anspruch genommen hat, muss mehr kommen. Zumal das schon so gut wie sichere Verpassen der Klimaziele bis 2020 keine innerdeutsche Angelegenheit ist, sondern ein Versagen mit internationaler Strahlkraft. Deutschland ist in der komfortablen Lage, seine im Klimaschutzplan formulierten Ziele aus eigener Kraft finanzieren zu können. In vielen ärmeren Ländern, die zugleich deutlich stärker vom Klimawandel betroffen sind, ist eine Umsetzung der Ziele von internationaler Hilfe abhängig — und von dem Beispiel, das die reichen Verursacherländer abgeben. Im Falle Deutschlands ist es ein trauriges. Die Enttäuschung darüber bei den Entwicklungsländern machte sich in Bonn mehr als einmal Luft.

Der in Bonn vorgestellte Klimaschutzindex hat gezeigt: Deutschland ist bei dem Thema innerhalb der größten CO2-Emittenten nur Mittelmaß. Signale sind bei der COP 23 von anderen gekommen: Ins Leben gerufen wurde eine Allianz mit mehr als 20 Staaten und Bundesstaaten, die sich verpflichten, in den nächsten Jahren aus der Kohleverstromung auszusteigen. Mit dabei: Großbritannien, Kanada und die vom Klimawandel extrem bedrohten Marshallinseln. Nicht mit dabei: Deutschland.

In der Karibik gibt es im Übrigen einen Inselstaat, der ebenfalls vom Klimawandel bedroht ist. Er könnte eine Koalition des Klimaschutzes gebrauchen. Sein Name: Jamaika.