Meinung Radikale Klimaproteste sind schädlich für die Sache

Meinung | Berlin · Am Montag legte das Bündnis „Aufstand gegen das Aussterben“ (Extinction Rebellion) zentrale Verkehrsknotenpunkte lahm und fanden sich spontan zu Sitzblockaden im öffentlichen Raum zusammen. Ob sich damit wirklich das Klima retten lässt?

Aktivisten der Klimabewegung Extinction Rebellion besetzen die Fahrbahn am Großen Stern um die Siegessäule.

Foto: dpa/Carsten Koall

Die Fridays-for-Future-Bewegung kennt inzwischen jedes Kind. Das Bündnis  „Aufstand gegen das Aussterben“ (Extinction Rebellion) dagegen dürfte bislang eher nur erfahrenen Klima-Aktivisten ein Begriff gewesen sein. Zumindest in Berlin haben die  Klima-Rebellen nun ihren Bekanntheitsgrad spürbar erweitert. Am Montag legten sie zentrale Verkehrsknotenpunkte lahm und fanden sich spontan zu Sitzblockaden im öffentlichen Raum zusammen. Ob sich damit wirklich das Klima retten lässt?

Keine Frage, „Fridays for Future“ hat dafür gesorgt, dass Umwelt und Klimaschutz in aller Munde sind. Und auch die Politik kommt längst nicht mehr an dem Problem vorbei. Offenbar haben sich Teile der Bewegung aber auch stark radikalisiert. Ihre Aktionen sind dazu angetan, einen Keil in die Umweltszene zu treiben und einem berechtigten Anliegen schweren Schaden zuzufügen. Wer Montagfrüh mit dem Auto im Stau stand, einen wichtigen Termin verpasst hat, oder vielleicht sogar den Flug in den Herbsturlaub, dürfte nicht gerade sein Herz für solche Protestformen entdeckt haben. Und für die eigentliche Sache womöglich auch nicht. Überhaupt sind die Rebellen nicht so friedlich, wie sie es vorgeben zu sein. In London wollten sie schon den Flugverkehr  mit Drohnen behindern. Da geraten dann auch schnell Menschenleben in Gefahr.  

Ein Kommentar von Stefan Vetter.

Foto: k r o h n f o t o . d e

Sicher darf man darüber streiten, ob die Bundesregierung mit ihrem geplanten Klimapaket wirklich alle Zeichen der Zeit erkannt hat. Die Tatsache  allerdings, dass die anvisierten Maßnahmen der Wirtschaft viel zu weit, Klimaschützern aber längst nicht weit genug gehen, lässt eine Kompromisslösung vermuten, die so schlecht nun auch wieder nicht sein kann. Denn bei einem echten Kompromiss ist niemand voll zufriedengestellt. Diese Einsicht droht der Gesellschaft jedoch abhanden zu kommen. Beim Klimaschutz gibt es gefühlt nur noch Extreme: Auf der einen Seite jene, die von jetzt auf gleich alle fossilen Energieträger und Pkw mit entsprechenden Antrieben ausmustern würden. Und auf der anderen Seite jene, die im Klimawandel nichts vom Menschen Gemachtes sehen und daher so tun, als könne man weitermachen wie bisher. Das eine ist genauso unsinnig wie das andere.

Auch ein besserer Klimaschutz wird am Ende nur über Kompromisse funktionieren. Denn Umweltschutz müssen sich beispielsweise auch jene leisten können, für die der tägliche Arbeitsweg mit dem Auto absehbar ohne Alternative ist. Andernfalls wird die Unterstützung schwinden. Und das wäre im Kampf gegen Klimawandel wirklich fatal. „Fridays for Future“ sollte sich von den radikalen Kräften distanzieren.