Kommentar zu Schulen in der Corona-Krise Schüler ohne Lobby

Meinung | Düsseldorf · Wenn es aber um die Beschulung der Kinder geht, reagiert die Regierung langsam, zäh – und nie prioritär. Schüler haben tatsächlich keine Lobby.

Symbolbild

Foto: dpa/Felix Kästle

Ist Wirtschaftskraft gefährdet, wenn Beschulung aussetzt? Nicht vordergründig – und nicht kurzfristig. Also gilt es als eher kleines Problem, dass fast elf Millionen Schüler seit dem März nicht mehr in die Schule gehen können. Wie deprimierend: Das Wissen in den Köpfen der Kinder galt einmal als größtes Zukunftsversprechen einer ambitionierten Nation.

Stattdessen sind Schulverbände- und Gewerkschaften gerade wieder nur Lehrerverbände, die mit Verve die gesundheitlichen Interessen ihrer Klientel im Blick und vorsichtigstes Vorgehen durchgesetzt haben. Und dabei nie den Eindruck erwecken, Beschulung als Ziel und nicht nur als Risiko zu werten.

Es war richtig, die Schulen schnell zu schließen. Jetzt ist es richtig, sie schnell wieder zu öffnen. Wir haben aus der Krise gelernt, wir kennen die Regeln – und wenden sie tausendfach an: In Möbelhäusern, in der Gastronomie, bald in Flugzeugen und an Stränden. Also müssen wir uns auch an Schulen mehr zutrauen. Schon deren digitale Infrastruktur ist über Jahre so sträflich vernachlässigt worden, dass allein diese jetzt voll zuschlagende Peinlichkeit nach einem großen und ambitionierten Schul-Konzept für die kommenden Monate verlangt. Oder sollen Kinder auch nach den Sommerferien nur alle paar Tage mal in den Un­terricht gehen?

Das ist vor allem dann kurios, wenn man manche Begründung gehört hat. Dazu zählt, dass Reinigungspersonal für jene Klassenräume fehlt, die nach Nutzung desinfiziert werden müssen. So lange auf diesem Niveau diskutiert wird, versündigt sich eine Generation an ihrem Nachwuchs.