Meinung Abiturverschiebung und Schulstart - Verunsichernde Klarheit in Corona-Krise

Meinung | Düsseldorf · Es ist ein Rätsel, warum NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer den 20. April als Wiederbeginn der Schulzeit verkündet hat. Was soll man nun glauben: dass das Schlimmste noch bevorsteht oder dass nach den Osterferien fast schon wieder alles seinen gewohnten Gang geht?

Ekkehard Rüger

Foto: ja/Sergej Lepke

Es ist noch nicht lange her, dass sich NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer dem föderalen Wettlauf um die schneidig-schnellste Lösung in der Abitursfrage entzogen hat. Stattdessen wurde Schleswig-Holstein wieder eingefangen, das mit einer Absage der Prüfungen vorgeprescht war. Der jetzt für NRW präsentierte Plan, die Prüfungen um drei Wochen nach hinten zu verschieben, wirkt, so weit man das in diesen von den tagesaktuellen Ereignisse getriebenen Zeiten überhaupt sagen kann, ausgeruht. Gerade darum bleibt es ein Rätsel, warum Gebauer sich andererseits hat dazu verleiten lassen, schon jetzt den 20. April als quasi bereits sicheren Wiederbeginn der Schulzeit zu verkünden.

Keine Frage: Zwei Wochen sind die Schulen schon geschlossen, bis zu den Ferien werden es insgesamt drei Wochen sein. Für Lehrer, Eltern und Schüler eine so ungewöhnliche wie belastende Situation. Aber gleichzeitig wird von politischer wie medizinischer Seite gewarnt, man befinde sich noch am Anfang der Epidemie. Erst in den nächsten Wochen lasse sich sagen, ob die Gegenmaßnahmen wirken und die Zahl der schweren Infektionsverläufe vom Gesundheitssystem verkraftbar bleibt.

Was soll man nun glauben: dass das Schlimmste noch bevorsteht oder dass nach den Osterferien fast schon wieder alles seinen gewohnten Gang geht? Nebulöses Geraune hilft nicht weiter, vermeintliche Klarheit, wo in Wirklichkeit noch Unklarheit herrscht, aber auch nicht. An dieser Stelle hat die Ministerin für unnötige Verunsicherung gesorgt, obwohl sie sicherlich das Gegenteil bezweckt hat.

Ansonsten hat sie für ihr Konzept zu Recht breite Unterstützung erfahren. Eine komplette Absage der Prüfungen ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht gerechtfertigt. Und für die Schüler sind die drei Wochen Zeitgewinn zugleich ein fairer Ausgleich für den aktuellen Ausnahmezustand.