Meinung Kriminalstatistik: Nichts für Furchtsame

Wer sich gern in Angst und Schrecken vor Verbrechern versetzen lässt, weil er den abendlichen Fernsehkrimi als Fiktion nicht so ernst nimmt, hat dazu reichlich Gelegenheit. Mit dem ZDF-Klassiker „Aktenzeichen XY . . . ungelöst“ zum Beispiel.

Foto: Sergej Lepke

Oder indem er sich durch Gerüchte, die in sozialen Netzwerken gestreut werden, in den zweifelhaften Genuss eines Angstschauderns bringt. Und da ist ja auch noch das, was der Landesinnenminister und die Polizei so zu bieten haben. Nach alljährlicher Kriminalstatistik und dem sogenannten Einbruchsradar — einer wöchentlich aktualisierten Karte mit Einbrüchen in der eigenen Wohngegend — kommen jetzt auch noch die monatlich aktualisierten Kriminalitätszahlen dazu.

Die Angst, Opfer einer Straftat zu werden, muss nicht mit der tatsächlichen Bedrohungssituation zusammenhängen. Kriminologen wissen, dass dieses Empfinden stark von der persönlichen Situation und früheren Erfahrungen abhängt. Das neue Werkzeug hilft da kaum weiter. Wer sich durch das im Netz veröffentlichte Zahlenmaterial klickt und so die Entwicklung der Kriminalität in seiner Region verfolgt, wird ratlos zurückgelassen. Sind das jetzt viele Verbrechen, die da um mich herum passieren oder wenig? Wenn im Bereich des Polizeipräsidiums Düsseldorf im Juli 2015 auf den Straßen 54 Raubüberfälle bekannt wurden und im Juli 2016 „nur“ noch 23 — ist dann jetzt alles gut? Woran liegt der Rückgang? Und was sagen mir die Zahlen in Bezug auf mein eigenes Verhalten?

Einen Kommentar, eine Einordnung der Zahlen sucht man bei den im Internet veröffentlichten Informationen vergebens. Der Innenminister sagt, es sei der falsche Weg, „einen Interpretationskatalog hinter das Zahlenwerk zu legen“. Doch ohne jede Interpretation helfen die Zahlen nicht weiter. Jedenfalls nicht dem ganz normalen Bürger, für den hier doch Transparenz geschaffen werden soll. Und so kann es sein, dass die Furchtsamen bei Betrachten der Zahlen noch furchtsamer werden.