Meinung Krippenbetreuung - Eine historische Leistung
Politiker reden gerne über ihre Leistungen, Medien (und Bürger) hingegen meist nur über das, was den Politikern nicht gelang, oder was noch zu tun ist. Nun einmal andersherum: Dass laut neuester Statistik jetzt rund 720.000 Kinder unter drei Jahren in Kinderkrippen betreut werden, ist ein klarer Erfolg der einstigen Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU), die dieses Projekt 2007 durchsetzte.
Es ist auch ein Erfolg ihrer Vorgängerin Renate Schmidt (SPD), die den ersten Impuls dafür gab, und der SPD, die aus dem Bauprogramm einen Rechtsanspruch der Eltern machte. Mit der Krippenbetreuung wurde eine ganz neue Säule des Bildungssystems geschaffen. Nur die CSU kann sich mit der Rekordmeldung nicht schmücken: Sie hat das Projekt - ein Unterprojekt des großen Themas Vereinbarkeit von Beruf und Familie - verzögert und konterkariert, wo es nur ging. Zuletzt mit dem vor dem Verfassungsgericht gescheiterten Betreuungsgeld.
Auch dieses Glas ist nicht ganz voll: Dass die für 2013 versprochene Zielgröße von 750.000 Plätzen noch immer nicht erreicht ist, ist zu bemängeln. Ebenso, dass einige Bundesländer besonders stark hinterherhinken und es lokale Lücken gibt. Auch lässt die Qualität der Betreuung zu wünschen übrig, fehlt es an Personal. Unter dem Strich aber ist das Krippenprogramm eine historische Leistung, die die Republik verändert hat. Die oft leisen Familienpolitiker aller Couleur können stolz darauf sein. Die Zeiten, da die Frauen praktisch ihren Beruf aufgeben mussten, wenn sie ein Kind bekamen - und oft nicht mehr zurück konnten - sind vorbei. Endlich auch im Westen.