Kurzarbeit – Die wirksame Therapie
Es ist eine kluge Entscheidung der Arbeitsministerin, die Kurzarbeit zu verlängern. Erstens hat sich die Wahl dieses Instruments in der schwersten Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit bisher bewährt. Zweitens kommt es den Staat zwar teuer zu stehen, wenn er diese Beschäftigungsbrücke baut - doch der volkswirtschaftliche Schaden durch eine wuchernde Massenarbeitslosigkeit wäre ungleich höher.
Und drittens geht es nach dem Absturz der Wirtschaft nun zwar wieder aufwärts, allerdings vorerst noch so langsam, dass der Arbeitsmarkt diesen Stabilisierungsfaktor dringend benötigt. Man könnte auch sagen: Im vergangenen Jahr lag die deutsche Wirtschaft auf der Intensivstation, jetzt befindet sie sich immerhin schon in der Reha-Klinik.
Es war an der Zeit, im dritten Jahr der Krise die Maschinen der Intensivmedizin abzuschalten. Die Abwrackprämie etwa wäre heute reine Geldverschwendung, da die Automobilindustrie ihre Depression überwunden hat.
Die teure Förderung der Kurzarbeit nun zu verlängern, steht dazu aber in keinem Widerspruch. Denn erst langsam füllen sich die Auftragsbücher der Firmen, noch immer leiden diese unter einer geringen Auslastung.
Allerdings befördert das Instrument nicht gerade einen Job-Boom: Weil viele Entlassungen während der Krise nur durch Kurzarbeit vermieden wurden, dürften die Unternehmen zunächst kaum neue Stellen ausschreiben, sondern die bestehenden voll auslasten.
Überhaupt wäre es falsch, die Kurzarbeit als Stifterin des Jobwunders zu glorifizieren. Dass Deutschland anders als viele andere europäische Staaten keine drastische Zunahme der Erwerbslosigkeit verzeichnet, liegt in erster Linie an den Arbeitsmarktreformen der Ära Schröder, aber auch an der besonnenen Reaktion der Unternehmer. Die retten ihre eigenen Leute über die Krise, weil sie aus eigener Erfahrung gelernt haben: Wer im Abschwung seine guten Leute feuert, findet im Aufschwung nicht schnell genug neue Mitarbeiter.
Die Bundesregierung sollte nicht vergessen, dass die Reha-Maßnahme Kurzarbeit zwar derzeit unverzichtbar ist, die Steuerzahler dafür aber einen hohen Preis zahlen - spätestens im Jahr 2013 muss der Patient wieder auf eigenen Beinen stehen.