Milliarden-Hilfen: Die Griechen sind noch nicht gerettet
Trotz neuer Milliarden-Hilfen bleibt die Unsicherheit
Seit zwei Jahren mühen sich die Euro-Länder, Griechenland vor der Pleite zu bewahren. Milliarden sind bereits geflossen, weitere Milliarden sollen nun fließen — doch gerettet sind die Griechen damit noch lange nicht. Statt Euphorie macht sich in der Euro-Zone Ernüchterung breit. Und die Ergebnisse der langen Nacht von Brüssel bieten wahrlich keinen Anlass zum Jubeln. Nur der griechische Ministerpräsident spricht von einer „historischen Entscheidung“.
Bei vielen Politikern drängt sich mehr und mehr der Verdacht auf, dass Griechenland innerhalb der Eurozone im Grunde gar nicht mehr zu retten ist — auch die 130 Milliarden Euro Hilfsmittel plus der angepeilte Schuldenschnitt über weitere 100 Milliarden Euro werden allenfalls dafür sorgen, den Staatsbankrott aufzuschieben. Mit frischem Geld und strengen Sparplänen allein ist es eben nicht getan. Doch die Politiker drücken sich mit immer weiteren Steuermilliarden um diese unangenehme Erkenntnis herum.
Da können die Euro-Staaten noch so viele Sparvorgaben machen, da kann das griechische Parlament noch so viele Reformbeschlüsse fassen — wenn das Land keine funktionierende Verwaltung hat, die die Reformen auch umsetzt, wird eine Rettung nicht gelingen. Zudem wirken neue Kredite nicht gegen Korruption und Klientelpolitik.
Bedenklich stimmt auch, dass die griechische Regierung längst das Vertrauen ihrer Bürger verspielt hat. Die harten Einschnitte treffen vor allem die normalen Bürger und Rentner, von denen schon jetzt viele am Rande des Existenzminimums leben. Dafür leistet sich Griechenland aber beispielsweise eine vollkommen überdimensionierte Armee, die Milliarden verschlingt — und vom Spardiktat bisher weitgehend verschont geblieben ist.
Und eine weitere, entscheidende Frage wird durch die milliardenschweren Hilfen nicht beantwortet: Wie soll Griechenland wettbewerbsfähig werden und damit wirtschaftlich auf die Beine kommen? Hier ist das Land noch keinen Schritt weiter als vor Ausbruch der Krise. Von den Unternehmern im Lande hört man nichts, ebenso wenig von der ökonomischen Elite: Ohne einen Ruck, ohne Eigeninitiative und ohne Kreativität von dieser Seite aber kommt Griechenland gar nicht mehr auf die Beine.