Randale: Und alles ruft nach Konsequenzen
Der Schock sitzt tief, die gewalttätigen Ausschreitungen nach der 1:2-Niederlage von Hertha BSC gegen den 1. FC Nürnberg haben nicht nur im Berliner Olympiastadion Spuren hinterlassen. Dass gewaltbereite Fußballfans den Innenraum stürmen, Jagd auf Spieler und Offizielle machen und mit Latten und Eisenstangen auf alles einprügeln, was sich ihnen in den Weg stellt, beweist das hohe kriminelle Potenzial der Täter.
Die ersten Strafverfahren sind eingeleitet, Konsequenzen werden - wie immer in solchen Fällen - in Politik und Sport engagiert gefordert.
Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit war Augenzeuge und nannte die Ausschreitungen "unentschuldbar". Dabei sind die Ausschreitungen kein Einzelfall. Ende Februar hatte es in Bochum im Nürnberger Fanblock schwere Verletzungen gegeben, als Randalierer Magnesiumpulver zündeten. Im Dezember war der Stuttgarter Mannschaftsbus vom Mob angegriffen worden. In der zweiten und dritten Bundesliga häufen sich die Übergriffe. Und das nicht nur im Ostteil der Republik. Am Freitag spielt der 1. FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach, die Polizei in Köln hat bereits die höchste Alarmstufe für die Begegnung ausgerufen. Das hätte bei dem Abstiegsduell in Berlin auch geholfen. Insofern war das auch ein organisatorisches Problem.
Dennoch gilt, dass oft gerade junge Menschen ihre sozialen Probleme ins Stadion tragen. Insofern sind die Ausschreitungen von Berlin ein weiterer Indikator für die Zunahme gesellschaftlicher Probleme und die steigende Gewaltbereitschaft in Deutschland. Dass die Gewerkschaft der Polizei eine Aufstockung des Sicherheitspersonals nicht nur in den Fußballstadien fordert, liegt auf der Hand. Und die Forderung, dass sich die Liga an der Finanzierung der Sicherheitsmaßnahmen beteiligen soll, ist auch nicht neu. Dabei ist doch jedem Polizisten längst klar, dass die steigende Gewaltbereitschaft nicht allein durch repressive Maßnahmen zu bekämpfen ist.
Gewalt im Stadion muss mit aller Härte begegnet, Kriminelle müssen bestraft werden. Aber der Sozialstaat hat vor allem eben auch die Verpflichtung, sich um die Lebensperspektiven seiner Kinder und Jugendlichen zu kümmern. Das gilt auch für Problemgruppen wie jugendliche Fußballfans.