Meinung Scholls Aus hat einen Sinn
Man darf sich als Gebührenzahler über die Trennung der ARD von ihrem sogenannten Experten Mehmet Scholl aus mindestens vier Gründen freuen: Erstens war Scholl nicht sonderlich mit Experten-Bonmots aufgefallen, sondern viel zu oft mit schnödem Basiswissen, garniert mit Säuseleien gegenüber alten Mitspielern, Managern und Trainern.
Zweitens hat sich die Idee im Grundsatz als unbrauchbar erwiesen, ehemalige Profiteure aus dem innersten Kreis der Sport-Branche nach Karriereende über dieselbe richten zu lassen. Da ist viel zu viel Nähe, die ein notwendig kritischer Journalismus vor allem in diesen hyperventilierenden Sporttagen nicht gebrauchen kann. Noch dazu in der ARD nicht, von der man mehr redaktionellen Anspruch erwarten darf, als es das ungeschriebene Unterhaltungsgesetz bei den herkömmlichen Privatsenden verlangen mag.
Drittens ist Scholl der Hybris aufgesessen, als eingekaufter Experte Einfluss auf das redaktionelle Umfeld nehmen zu können. Konkret: Wenn es dann im TV-Beitrag um Doping im russischen Fußball beim Confed Cup geht, liefert der Ex-Kicker nicht seine womöglich kenntnisreiche Expertise, sondern verlässt lupenrein das Studio. Da funktioniert die alte Fußballer-Bande, in der fröhlich allzeit das Lied angestimmt wird, dass Doping im Fußball ohnehin nicht sinnvoll sei. Kein Sport wird diesbezüglich so wenig kontrolliert. Nirgendwo werden erwiesene Dopingfälle derart abgetan oder verschleiert.
Und viertens? Soll Scholl dem Gebührenzahler jährlich um eine Million Euro teuer gewesen sein. Damit ließen sich leicht mindestens elf Rechercheure bezahlen, die eben jener Dopingmentalität im Fußball ernsthaft auf den Grund gehen könnten, während Scholl das schweigende Kartell seines Sports vom heimischen Sofa aus pflegen darf. Das darf der Anspruch einer ARD sein, die zuletzt so rühmlich den russischen Sport und sein organisiertes Dopingsystem hat auffliegen lassen. Ganz ohne TV-Experten.