Meinung Trinkwasser - Konsumverhalten steuern
Die gute Nachricht vorweg: Unser Trinkwasser gehört zu den bestkontrollierten Lebensmitteln in Deutschland und birgt nach derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnissen keinerlei Gesundheitsrisiko. Und mag die Forderung der Grünen, die gerade erst (mit ihren Stimmen) verabschiedete Düngeverordnung gleich verschärfen zu wollen, auch Wahlkampfgetöse sein — im Kern haben sie damit Recht.
Denn sauberes Trinkwasser hat seinen Preis: Damit es auch in Zukunft einwandfrei aus dem Hahn strömen kann, müsste am Ende der Verbraucher deutlich tiefer in die Tasche greifen, da sich die Aufbereitung des Trinkwassers für die Wasserversorger bei höheren Nitratwerten entsprechend aufwendig gestaltet. Die Mehrkosten würden sich für den Bürger auf einer saftigen Wasserrechnung bemerkbar machen — dieses Szenario zumindest droht, wenn sich die Nitratwerte im Grundwasser nicht reduzieren lassen.
Sicherlich sind in der Landwirtschaft auch in NRW jahrelang Fehler gemacht worden, wenn Bauern zu viel Gülle auf ihre Felder aufgebracht haben. Für die Politik dürfte es kaum ein realistisches Ziel sein, die Stickstoffbilanz jedes einzelnen Betriebes kontrollieren zu wollen. Gerade Höfe in Regionen mit intensiver Viehhaltung sind mit dem Problem konfrontiert, über zu wenig landwirtschaftliche Flächen für zu viele Tiere zu verfügen. Die überschüssige Gülle landet im Zweifel auf dem Acker.
Für hiesige Güllebörsen ist es zudem ein lukratives Geschäft, dass niederländische Landwirtschaftsbetriebe oft illegal tonnenweise ihren Hofdünger auf deutschen Feldern abladen dürfen. Wer nun aber als Verbraucher mit einem Finger auf die vermeintlich gewissenlosen Landwirte zeigt, auf den zeigen drei Finger im Hinblick auf sein eigenes Konsumverhalten zurück. Denn nur die Massentierhaltung auf engstem Raum macht es möglich, dass im Supermarkt Schnitzel im Mehrpack für 1,99 Euro zu haben sind. Die Nachfrage bestimmt eben immer noch das Angebot.