Stellenstreichungen: Wie der Kunde über Jobs bestimmt
Metro, Lufthansa und die ungewisse Zukunft am Arbeitsmarkt.
Wenn es um die Konjunktur und die den wirtschaftlichen Wasserstandsmeldungen zuverlässig folgenden Arbeitsmarktzahlen geht, so kann man sich hierzulande wie auf einer Insel der Seligen fühlen. Auch wenn der Frühjahrsaufschwung bei den Jobs schwächer ausfiel, so ist der Arbeitsmarkt weiterhin vergleichsweise entspannt.
Aber das muss nicht so bleiben. Das zeigt der Blick auf sich verschärfende Krisen in anderen Ländern, die durch ihre Sparprogramme auch die exportorientierte deutsche Wirtschaft in Mitleidenschaft ziehen. 23 Prozent aller Arbeitsplätze hierzulande hängen direkt oder indirekt vom Export ab. Und geht der zurück, wirkt sich das natürlich auf die Jobsituation bei uns aus.
Noch haben wir die starke Inlandsnachfrage, getrieben von hoher Beschäftigung und steigenden Einkommen, die den Aufschwung und damit die Beschäftigtenzahlen weiter sichert. Doch wie lange sticht dieser Trumpf noch?
Von allen Seiten sind doch die Einschläge wahrzunehmen. Da spricht der Metro-Chef über betriebsbedingte Kündigungen. Bei der Lufthansa sollen 3500 Stellen wegfallen. Bei Schlecker, beim Versandhändler Neckermann, bei der Baumarktkette Praktiker gehen Tausende Jobs verloren. Und die Opel-Mitarbeiter zittern sowieso.
Die Kundenströme verlagern sich, die genannten Beispiele haben sehr direkt etwas mit dem Kaufverhalten zu tun, auf das das Management nicht rechtzeitig mit strategischen Antworten reagierte.
Da hilft es den Anbietern auch nicht, wenn die Menschen aufgrund höherer Tarifabschlüsse mehr Geld zur Verfügung haben. Steigen sie auf Billigflieger um (Fall Lufthansa), so landet das Geld halt in anderen Taschen. Oder im Fall Metro: Da wandert ein Teil der Kundschaft zu Online-Anbietern ab; andere bleiben nur deshalb, weil sich der Anbieter auf eine Preisschlacht (mehr Umsatz auf Kosten des Ergebnisses) einlässt.
Und am Ende steht der Sparzwang — Arbeitsplatzabbau, den die Unternehmensführungen blumig hinter englischen Begriffen wie „Score“ oder „Shape“ verhüllen. Doch eben das kann die Spirale verstärken, weil der Wegfall von Jobs auch ein Weniger an Dienstleistung am Kunden bedeutet. Und damit ein Abgrenzungskriterium gegenüber der Billigkonkurrenz aufgegeben wird.