Und der Gewinner heißt immer WDR
Kommentar: Die komplizierte Welt des dualen Rundfunksystems in NRW
Als die alleinherrschende SPD in den 80er Jahren selbst in NRW ein privates Radio neben dem von in ihrem politischen Eigentum befindlichen WDR nicht mehr verhindern konnte, ersann sie eine vertrackte Konstruktion, die die freie Entfaltung eines Radio-Wettbewerbs bis heute effektiv verhindert.
Zunächst erhöhte die SPD die Zahl der WDR- Radioprogramme von drei auf sechs. Einziger Grund des Unterfangens: Möglichst viele UKW-Frequenzen blockieren; bis heute verfügt der WDR über 90 Prozent der UKW-Frequenzen in NRW. Dann wurde den Lokalradios eine in Deutschland völlig einmalige Struktur gegeben: Für den wirtschaftlichen Betrieb der 45 Sender sind jeweils Zeitungsverlage als Haupteigentümer zuständig. Aber das Programm bestimmen nicht die Verlage, sondern „Veranstaltergemeinschaften“, in denen so ziemlich alle relevanten gesellschaftlichen Gruppen vertreten sind.
Der Teil des Programms, der nicht lokal produziert wird, kommt von Radio NRW mit Sitz in Oberhausen. Dort ist der WDR Minderheitseigentümer, so dass sichergestellt ist, dass jede strategische Entscheidung brühwarm auf dem Tisch des WDR-Intendanten landet, der sich dann überlegen kann, wie er mit dem Zwangsgebühren-Geld aus dem Rundfunkbeitrag die privat finanzierten Zukunftspläne des Privatradios aushebeln kann.
2014 bescherte die rot-grüne Landesregierung den privaten Lokalradios eine besondere „Freude“: Nun dürfen sie bereits ab 20 Uhr ihre Sender für „Bürgerfunk“-Gruppen öffnen. Häufig sind die Gruppen sehr engagiert; leider schalten die Hörer ebenso engagiert um. Weil die meisten Hörer morgens mit dem gleichen Sender beginnen, den sie abends zuletzt gehört haben, dürfte den Privatradios ein Vermögen an Werbeeinnahmen entgehen. Der lachende Sieger, der dafür gar nichts Unredliches tun musste, heißt WDR.
Wenn die Lokalradios bei den zusätzlichen Frequenzen nun wirklich leer ausgehen, heißt der Sieger wieder WDR. Eigentlich glaubte Fritz-Joachim Kock, Vorsitzender des Verbands Lokaler Rundfunk in NRW, sich diesmal auf die Landesregierung verlassen zu können. Der WDR wird dagegen schon ganz gespannt sein, ob er wieder einmal ganz zufällig gewinnt.