Meinung VW braucht einen Neuanfang

Das, was sich der VW-Konzern mit manipulierten Abgastests in den USA geleistet hat, lässt sich nicht beschönigen: Es ist handfester Betrug. Im Kampf um die Weltmarktführerschaft ist dem Konzern offenbar jedes Mittel recht, um nach vorne zu kommen.

Foto: Archiv

Dafür wird VW einen hohen Preis zahlen.

Allein am Montag lösten sich 15 Milliarden Euro an Börsenwert in Luft auf. Der Image-Verlust lässt sich noch gar nicht beziffern. In den USA wird der Konzern vorerst kein Bein mehr auf den Boden bekommen — und der Skandal dürfte auch auf weitere Absatzmärkte ausstrahlen. Der Betrug wiegt um so schwerer, weil bei VW obendrein das Land Niedersachsen zweitgrößter Miteigentümer ist — und ein zweifelhaftes Gesetz den Autobauer unter besonderen Schutz stellt.

So wird der Skandal auch zum Politikum. Selbst andere deutsche Autobauer werden womöglich unter den Folgen des Betrugs zu leiden haben — mit nicht absehbaren Folgen für eine der Schlüsselindustrien Deutschlands. Erst vor kurzem hatte Martin Winterkorn den Machtkampf mit VW-Patriarch Ferdinand Piëch gewonnen, seine Vertragsverlängerung war in trockenen Tüchern. Die Vorfälle in den USA kann Winterkorn aber nicht mit einem „Sorry“ abtun.

Er muss die Verantwortung für das Fiasko übernehmen. Sollte er nichts von den Manipulationen gewusst haben, hat er seinen Laden nicht im Griff. Hatte Winterkorn davon Kenntnis, ist er erst recht nicht zu halten. VW braucht einen Neuanfang. Einer könnte in den Startlöchern stehen: VW-Übervater Piëch, der „auf Distanz zu Winterkorn“ war. Er dürfte sich in seiner Einschätzung bestätigt sehen — Comeback nicht ausgeschlossen.