Hohe Spritpreise und Energiekosten Warum eine Preisbremse zu kurz greift

Meinung · Die Energiepreise sind so hoch wie nie, aber viele Menschen sind auf ihr Auto angewiesen. Es wird Zeit, das Thema grundlegend anzupacken.

Die Spritpreise sind in Deutschland so hoch wie noch nie.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Die Preise steigen und steigen, der hohe Rohölpreis treibt die Benzin- und Dieselpreise in ungekannte Höhen. Das Autofahren, heilige Kuh im Land der Deutschen, wird zum Luxusgut. Benzin und Diesel kosten im Bundesschnitt inzwischen rund 2,10 Euro pro Liter – hoch wie nie. Das gilt vor allem für Diesel. Das Entsetzen an den Tankstellen ist groß. Und erste Wahlkämpfer wie Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans (CDU, am 27. März finden dort Landtagswahlen statt) rufen lautstark nach der Spritpreisbremse.

In der Tat ließe sich eingreifen: Immerhin verdient der Staat an den hohen Spritpreisen über Steuern mit, könnte etwa über eine befristete Mehrwertsteuersenkung von 19 auf sieben Prozent auf Sprit und Heizöl für eine Absenkung der horrenden Preise sorgen. Aber der Ruf nach Vater Staat ist derzeit mehr denn je zu kurz gegriffen. Der Krieg in der Ukraine und seine Auswirkungen auf die Energiekosten sind derart komplex, dass daraus längst Forderungen an jeden von uns entstanden sind. Vor allem dann, wenn wir unsere wohlfeilen Forderungen, Deutschland müsse sich schnell unabhängig von russischem Gas und Öl machen, am kleinen Beispiel mit Leben füllen wollten: Weniger heizen oder alternative Heiztechniken prüfen, mag banal klingen, sind aber richtige Zeichen im Kleinen, die ukrainische Abwehr auf den russischen Angriffskrieg zu flankieren. Das gilt auch für das Tanken: das Auto mal stehen zu lassen, wenn nicht unbedingt nötig – das kann jetzt nicht falsch sein. Zumal das als Angang eine zweite unserer großen Krisen bekämpft: die Frage des Klimawandels.

Klar ist aber: Viele Menschen können es sich nicht leisten, auf das Auto zu verzichten, weil sie schon lange nicht mehr in jenen großen Städten wohnen können, in denen sie arbeiten. Die Probleme sind komplex: Auch Wohnen ist zu teuer – und die Anbindungen zu schlecht. Es wird also mehr brauchen, als den avisierten Heizkostenzuschuss. Es braucht neue Energie, neue Steuerung von Politik und Verve, das Thema grundlegend voranzutreiben. Die Argumente liegen auf dem Tisch.