Wie eine Spinne im Netz
Im Alter von 76 Jahren ist die Zukunft begrenzt. Karlheinz Schreiber, der ebenso findige wie windige ehemalige Rüstungslobbyist, hat sich entschieden, einen beträchtlichen Teil seiner begrenzten Zukunft im Gefängnis zu verbringen.
Schreiber, Schlüsselfigur der CDU-Spendenaffäre, bestach in dem seit Monaten gegen ihn laufenden Verfahren am Landgericht Augsburg durch eines: beharrliches Schweigen. Seine Kooperationsbereitschaft: Nullkommanull. Das Urteil von acht Jahren Haft gegen den Waffenhändler ist nicht hart. Es ist konsequent.
Dass Schreiber einsitzen muss, ist eine Genugtuung für alle, die an den Rechtsstaat glauben. Und es ist ein klares Signal an jene, die der Auffassung sind, das eigene Portemonnaie - und sei es noch so groß - stehe über dem Gesetz.
Wer Millionen-Provisionen aus Milliarden-Geschäften nicht versteuert, wer ein raffiniertes Netz aus Scheinfirmen und Tarnkonten spinnt, wer mit Barspenden an der offiziellen Parteikasse vorbei versucht, sich die Gunst der Regierenden zu erkaufen, wer vor dem Zugriff der deutschen Justiz ins Ausland flüchtet und sich dort zehn Jahre verschanzt, kann keine Gnade erwarten.
Ganz zu schweigen davon, dass der listige Bayer und einstige Strauß-Spezi einen gesamten Untersuchungsausschuss des Bundestages in Schreibers Exil nach Kanada gezwungen hat, weil er sonst zur Aussage in der CDU-Spendenaffäre nicht bereit gewesen wäre.
Natürlich konnte Schreiber nicht alleine agieren und Erfolg haben. Er hatte um sich ein System hochrangiger Helfershelfer geschaffen, die er großzügig belohnte. Ludwig-Holger Pfahls, Ex-Verteidigungsstaatssekretär, flüchtete um die halbe Welt, ehe er nach fünf Jahren in Paris gefasst wurde. Auch die ehemaligen Thyssen-Manager Jürgen Maßmann und Winfried Haastert, beide Zeugen im Spenden-Untersuchungsausschuss des Bundestages, kassierten gleichfalls Schmiergeld.
Max Strauß wurde zunächst zu gut drei Jahren Haft verurteilt, nach Revision aber freigesprochen. Der Vorwurf war, er habe ihm zugeschriebene Gelder eines Schreiber-Kontos nicht versteuert. Die Liste der Beteiligten ist lang. Wenn Schreiber ein Lebens-Motto verfolgt hat, dann dieses: Es lebe der eigene Vorteil, egal, wie stark es dem Gemeinwesen schadet.