Nach Allstar-Show: Bamberg will „Lärm“ in Europa machen

Bamberg (dpa) - Amüsiert zog Andrea Trinchieri sein neues schwarzes Rollköfferchen hinter sich her. Dass für den Bamberger als Coach des unterlegenen internationalen Teams beim Allstar-Tag der Basketball Bundesliga nur dieser Trostpreis geblieben war, konnte ihm die Laune nicht verderben.

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„Ein Spiel ohne viel Stress ist sehr ungewöhnlich für mich“, sagte der sonst stets am Limit agierende Italiener über das Show-Spektakel. Zwar durften sich die Bamberger Nationalspieler Daniel Theis und Patrick Heckmann beim 128:118 über den Premieren-Sieg im achten Anlauf der deutschen Profis gegen die stärksten Ausländer der Liga freuen. Kraft für die diese Woche beginnende Bundesliga-Rückrunde gibt den Brose Baskets aber vor allem der emotionale erste Euroleague-Zwischenrundenerfolg der Club-Geschichte nur 24 Stunden zuvor über Zalgiris Kaunas.

„Es war ein besonderer Abend, die Atmosphäre in der Arena war besonders. Ich habe noch nicht oft Standing Ovations gesehen, die über zwei Minuten gingen“, schwärmte Trinchieri immer noch. „Aber es gibt ein großes Problem.“ Kleine Kunstpause, weit reißt der 47-Jährige seine Augen hinter der blau-umrandeten Brille auf. „Es ist vorbei. Also müssen wir es noch einmal machen.“

Angesichts europäischer Großkaliber wie ZSKA Moskau, FC Barcelona oder Real Madrid ist Bamberg auch weiter nur krasser Außenseiter, um in der Achtergruppe einen der ersten vier Plätze für das Weiterkommen zu erreichen. Nach der souveränen Qualifikation für die Top 16 und dem Sieg über Kaunas gibt sich der Bundesliga-Spitzenreiter aber äußerst selbstbewusst. „Wir sind bereit für die Herausforderung“, sagte Aufbauspieler Brad Wanamaker nach dem Allstar-Spiel. „Wir denken, dass wir reichlich Lärm erzeugen und einige Leute überraschen können.“

Das Allstar-Treffen war für Trinchieri und seine eingeladenen Profis die vierte Partie binnen sieben Tagen. So kam Theis der freie Sonntag und die Zeit bis zum nächsten Königsklassen-Duell am Freitag bei Olympiakos Piräus fast schon wie Luxus vor. „Wir können alle jetzt mal regenerieren und etwas runterschrauben. Das ist wichtig, ein paar Tage zu haben, den Kopf freizubekommen“, sagte der 23-Jährige.

Klagen über den engen Terminkalender will aber auch Trinchieri nicht. „Ein schlauer Mann hat mir einmal gesagt: Verliere keine Energie, indem du versuchst, Dinge zu ändern, die du nicht ändern kannst“, philosophierte er. „Das ist der Spielplan, ich nehme ihn an.“

Und so machte der Perfektionist auch das Beste aus seiner Aufgabe beim Showspiel. Der schnell aufbrausende Mailänder verpasste mit einer Pfeife in der Hand Schiedsrichter Carsten Straube ein technisches Foul und wollte den Unparteiischen auch gleich aus der Halle verbannen. „Seit 24 Jahren habe ich auf diesen Moment gewartet“, rief Trinchieri begeistert über den Rollentausch.