Fälle aus Neuss und dem Kreisgebiet Spektakuläre Prozesse hielten den Rhein-Kreis in diesem Jahr in Atem

Neuss. · Die lange Verhandlung um den ermordeten Jörg (11), geständige Brandstifter aus den Reihen der Feuerwehr, ein toter Angeklagter.

Sven F., Onkel des ermordeten Jörg (11), wurde im September zu zehn Jahren Haft verurteilt. Die Verteidigung will den Prozess neu aufrollen.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Die Justiz in der Region hatte 2018 reichlich Arbeit mit spektakulären Fällen aus Neuss und dem Kreisgebiet. Am meisten beachtet waren der Prozess um den gewaltsamen Tod des kleinen Jörg aus Weckhoven sowie das Verfahren um die Feuerteufel aus dem Löschzug Furth der Freiwilligen Feuerwehr in Neuss. Aber auch andere Verfahren aus der ganzen Region sorgten für Gesprächsstoff. Ein Überblick.

24. Januar

Das Neusser Amtsgericht verurteilt einen 20-jährigen Angeklagten zu zweieinhalb Jahren Gefängnis. Der junge Mann hatte in der Szene am Marienkirchplatz mit Drogen gehandelt und außerdem seine Freundin erpresst. Sie sollte sich nach einer Durchsuchung als Besitzer des entdeckten Rauschgifts ausgeben. Ansonsten hatte er damit gedroht, 30 Nacktfotos von ihr in sozialen Netzwerken zu veröffentlichen.

18. April

Ein junger Neusser muss für fünf Jahre in Haft. Amtsrichter Heiner Cöllen verurteilt den langjährigen Intensiv-Straftäter nach einem Spielhallen-Überfall an der Kapitelstraße. Der 20-jährige Deutsch-Türke von der Neusser Furth hatte in der Vergangenheit als Ebay-Betrüger und Trickdieb bei alten Leuten für Schlagzeilen gesorgt. Richter Cöllen schiebt in einem seiner letzten Verfahren dem Treiben einen Riegel vor.

9. Mai

Am Neusser Amtsgericht platzt der Prozess gegen einen früheren Unternehmer aus der Tourismusbranche. Der 64-Jährige soll vor einer Pizzeria in Neuenbaum einen kleinen Jungen begrapscht haben. Zunächst erschien der Mann nicht zum Prozess, dann wurde er tot aufgefunden – offenbar hatte er sich das Leben genommen.

29. Mai

Das Düsseldorfer Landgericht verurteilt einen 47 Jahre alten Neusser zu fünfeinhalb Jahren Gefängnis. Der Mann hatte am Lindenplatz in Weckhoven nach einem Familiendrama auf seine 25 Jahre alte Stieftochter geschossen und die junge Frau dabei schwer verletzt. Mit dem Urteil bleibt das Gericht deutlich unter dem Antrag der Staatsanwaltschaft, die neun Jahre Gefängnis gefordert hatte. Der Angeklagte hatte sich im Prozess unter anderem auf Drogen- und Alkoholprobleme berufen.

11. September

Nach Monaten endet der viel beachtete Prozess um den gewaltsamen Tod des kleinen Jörg aus Weckhoven. Der Onkel des elf Jahre alten Jungen wird wegen schwerer Körperverletzung mit Todesfolge zu zehn Jahren Haft verurteilt. Der Prozess war turbulent verlaufen: Im Verfahren hatte Sven F. sein ursprüngliches Geständnis widerrufen, stattdessen hatte seine Frau plötzlich die Verantwortung übernommen. Das Gericht glaubte letztlich der ursprünglichen Schilderung des vorbestraften Neussers. Die Verteidigung hat Revision eingelegt und will den Prozess neu aufrollen.

24. September

Das Amtsgericht Neuss beschäftigt sich mit der tödlichen Tragödie um einen Schützenkönig im Neusser Hafen. Im Mai 2017 war ein 37-Jähriger beim Schießen seines Schützenzuges aus Mönchengladbach ums Leben gekommen. Ein Kamerad und Schrotthändler aus Neuss hatte ihn ungesichert mit einem Gabelstapler in die Höhe gefahren. Der Familienvater stürzte ab und kam ums Leben. Das Gericht lässt Milde walten: Der Angeklagte kommt wegen fahrlässiger Tötung mit 5500 Euro Geldstrafe davon.

30. Oktober

Mit Haftstrafen endet der Prozess gegen drei freiwillige Feuerwehrleute aus dem Löschzug der Neusser Furth. Sie hatten im Neusser Norden mindestens 13 Brände gelegt und dabei einen Millionenschaden verursacht. Das Motiv: Spaß am Löschen. Das Landgericht Düsseldorf verurteilt den Ältesten aus dem Trio zu fast vier Jahren Haft, seine 20 und 22 Jahre alten Komplizen erhalten Jugendstrafen, die zur Bewährung ausgesetzt werden. Die Feuerwehr hatte die Angeklagten zuvor längst aus dem Dienst entfernt.

14. November

Das Landgericht Düsseldorf verurteilt einen Gastronomen aus Dormagen-Zons zu gut fünf Jahren Gefängnis. Der Mann war mit einem Messer auf seine Lebensgefährtin und Geschäftspartnerin losgegangen und hatte die Frau schwer verletzt. Beide hatten jahrelang ein Restaurant in Zons geführt.

In Übersee

Für Aufsehen sorgte auch ein Fall aus Australien. Vier Kilo Kokain hatten zwei Dormagener im Gepäck, als sie im April 2017 nach Sydney reisten. Sie wurden am Flughafen erwischt. Im September dieses Jahres verurteilt ein Bezirksgericht in Newcastle die deutsche Frau und ihren tunesischstämmigen Partner zu fünf Jahren Haft. Dem Paar, das geständig war, hatte als Höchststrafe lebenslänglich gedroht. Wie sich inzwischen herausgestellt hat, ist es offenbar Teil eines Drogenkartells.