NHL-Start: Deutsches Quartett träumt vom Titel
Boston (dpa) - Dennis Seidenberg von den Boston Bruins hofft auf einen neuerlichen Cup-Coup, Christian Ehrhoff und Jochen Hecht setzen mit den Buffalo Sabres auf das Gesetz der Serie. Und in Marco Sturm (Vancouver Canucks) träumt sogar ein vierter Deutscher realistisch vom Gewinn des Stanley Cups.
Noch nie waren die Titelchancen der deutschen Profis in der nordamerikanischen Eishockey-Liga NHL so zahl- und aussichtsreich wie in dieser Saison, die 6. Oktober startet. Marcel Goc (Florida Panthers) indes wäre froh, mit seinem neuen Team die Playoffs zu erreichen. Thomas Greiss (San Jose Sharks) und Alexander Sulzer (Vancouver) pendeln zwischen Bank und Tribüne und Nationaltorwart Dennis Endras (Minnesota Wild) spielt wie Marcel Müller, Korbinian Holzer (jeweils Toronto Maple Leafs) und Justin Krueger (Carolina Hurricanes) vorerst eine Etage tiefer im Farmteam.
„Wir wollen wieder Meister werden und noch einmal eine so geile Party feiern“, sagt Seidenberg der Nachrichtenagentur dpa. Am 15. Juni hatte er mit Boston als zweiter Deutscher nach Uwe Krupp die begehrteste Eishockey-Trophäe der Welt gewonnen. Im entscheidenden Match der Endspielserie bezwangen Seidenbergs „Braunbären“ Christian Ehrhoff und dessen Canucks mit 4:0. Die Bruins waren erstmals seit 1972 Meister und wurden auf der Parade in Boston von 1,4 Millionen Menschen gefeiert. „Diese Bilder werde ich nie vergessen“, meinte Seidenberg.
Nachdem alle Teammitglieder im noblen Boston Harbour Hotel ihren Meisterschaftsring bekommen haben, wird zwei Tage darauf im Heimspiel gegen die Philadelphia Flyers das Meisterbanner unter die Decke des TD Bank-Garden gezogen. „Und dann geht's endlich wieder von vorne los“, freute sich Seidenberg.
Seit drei Monaten hat sich der 30-Jährige auf die Saison vorbereitet und das Training einzig am 9. August ein wenig schleifen lassen, als er den Stanley Cup nur für sich hatte. Aufgrund der Schwangerschaft seiner amerikanischen Ehefrau Rebecca entschied sich Seidenberg gegen seine Heimatstadt Villingen-Schwenningen und brachte die Trophäe stattdessen nach Atlantic City, wo die Familie die Sommer verbringt. Mehr als einmal, so Seidenberg, sei es ihm jedoch in den Sinn gekommen, „dass ich den Cup nach Deutschland hätte bringen müssen.“
Womöglich brauchen die Fans hierzulande nur bis zum nächsten Sommer auf den „heiligen Gral“ des Eishockeys zu warten. Buffalo mit Ehrhoff und Hecht zählt ebenso zum Favoritenkreis wie Sturms Canucks - und alle drei Profis verbringen ihre Saisonpause immer in der Heimat. „Ich würde mit den Cup nach Deutschland kommen“, betonte Ehrhoff. Der gebürtige Moerser unterschrieb in Buffalo einen Zehn-Jahres-Vertrag über 40 Millionen Dollar. Mit einem Gehalt von rund zehn Millionen Dollar im ersten Jahr ist der 29-Jährige der bestbezahlte Verteidiger der Liga. Doch für Ehrhoff zählt nicht die Kohle, sondern nur der Cup.
Seit dem 1. Oktober sind die Sabres in Mannheim, bereiten sich auf den Saisonauftakt in Helsinki gegen die Anaheim Ducks vor. Tags darauf spielt Buffalo in Berlin gegen die Los Angeles Kings. Ehrhoff kann das Highlight in der Hauptstadt „kaum erwarten“, Hecht indes wird wohl aufgrund einer Gehirnerschütterung ausfallen. Das deutsche Duo hofft, dass sie sich die Serie der vergangenen drei Jahre fortsetzt. Da wurde jeweils ein Team Meister, das in Europa in die Saison gestartet ist.