Deutsche skeptisch: Nur ein Drittel glaubt an EM-Titel
Mainz (dpa) - Philipp Lahm & Co. sind international längst in den Kreis der EM-Favoriten aufgestiegen - der Optimismus in Deutschland hält sich aber acht Monate vor Beginn der Fußball-EM 2012 noch in Grenzen.
Nur rund ein Drittel (35,7 Prozent) der Bundesbürger glaubt derzeit daran, dass Kapitän Lahm und die deutsche Nationalmannschaft im Sommer 2012 den EM-Titel gewinnen und damit eine 16 Jahre lange Titelflaute beenden werden. Dies ergab eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov für die Nachrichtenagentur dpa. Bei der EM 1996 in England hatte Deutschland zuletzt ein großes Turnier gewonnen.
Trotz der bisher souveränen Qualifikation mit acht Siegen in acht Spielen rechnen 37,7 Prozent der über 1000 Befragten nicht mit einem Titelgewinn des DFB-Teams beim Turnier in Polen und der Ukraine. 26,6 Prozent wollten sich nicht festlegen. „Nach den Auftritten unseres Teams bei den letzten Turnieren ist es natürlich unser großes Ziel, Europameister zu werden“, sagt Bundestrainer Joachim Löw und hat damit bereits die klare Vorgabe für die EM-Endrunde vom 8. Juni bis 1. Juli 2012 ausgegeben. Allerdings gebe es mindestens ein halbes Dutzend Teams mit Siegchancen. „Wir gehören zu diesem Favoritenkreis - nicht mehr und nicht weniger“, bemerkte Löw.
Seine Landsleute sehen das vor den beiden abschließenden EM-Qualifikationsspielen in Istanbul gegen die Türkei und vier Tage später in Düsseldorf gegen Belgien offenbar ähnlich - wobei die deutschen Männer wesentlich optimistischer sind. 43 Prozent der männlichen Befragten beantworteten die Frage „Wird die deutsche Fußball-Nationalmannschaft nächstes Jahr Europameister?“ mit Ja. Dagegen erwarten nur 29 Prozent der Frauen einen schwarz-rot-goldenen EM-Triumph.
Auch in den alten und neuen Bundesländern gibt es unterschiedliche Umfrage-Ergebnisse: Im Westen sagten mehr Bundesbürger ja (38 Prozent) als nein (36 Prozent). Im Osten sehen nur 29 Prozent das Löw-Team im kommenden Jahr als Titelträger, 43 Prozent glauben nicht daran. Einig sind sich Deutschlands Fußballkonsumenten darin, dass sie die Nationalmannschaft weiter so oft wie jetzt sehen wollen. Nur 23 Prozent würden eine Reduzierung des Länderspiel-Programms begrüßen, wie es einige Bundesliga-Vertreter fordern. 47 Prozent sind dagegen.
Ein Knackpunkt für eine erfolgreiche EM-Mission könnte wieder das Kräftemessen mit dem amtierenden Welt- und Europameister Spanien werden. Bei der EM 2008 und der WM 2010 war das deutsche Team jeweils an den Spaniern gescheitert. Trotzdem ist die Mehrheit der Deutschen (43 Prozent) nicht der Meinung, dass Spanien der Angstgegner des Teams von Kapitän Lahm sei. Helfen könnten Deutschland die neuen „Zauberer“ Mesut Özil und Mario Götze. 41 Prozent der Deutschen votieren dafür, dass Bundestrainer Löw sein Spielsystem so ausrichtet, dass beide gemeinsam spielen können. Nur 10 Prozent sind gegen das Spielmacher-Duo aus Madrid und Dortmund.
Dem Münchner Lahm hat die Kritik unter anderen von Bundestrainer Löw an seinem Buch „Der feine Unterschied“ in der Öffentlichkeit übrigens nicht grundlegend geschadet. Lahm äußert sich in dem Werk unter anderem kritisch über ehemalige Bayern-Trainer wie Jürgen Klinsmann, Felix Magath und Louis van Gaal sowie über den Ex-DFB-Teamchef Rudi Völler. 41 Prozent der Deutschen halten den 27-jährigen Lahm auch jetzt für die „richtige Person“ als Nationalmannschafts-Kapitän. 30 Prozent sehen das anders.