Stehplatz-Debatte DEG-Fans diskutieren über den Dome-Umbau
Düsseldorf · In der Fanszene des Düsseldorfer Eishockeyklubs gibt es zwei Lager. Die einen freuen sich auf die neue Fankurve, die anderen wollen die Stehgerade erhalten. Dafür präsentieren sie jeweils eigene Umfragen.
Letztens gegen Berlin war er wieder zu hören, der Gesang, den die Gästefans im Dome seit Jahren zum Besten geben. „Und schon wieder keine Stimmung DEG“, sangen die Eisbären-Fans. Nun gab es zu dem Zeitpunkt auch wenig zu feiern, ihre drei Tore beim 3:2-Erfolg schoss die DEG erst spät. Aber wie wenig Anfeuerung es davor gab, war schon auffällig, und das nicht zum ersten Mal. Das Düsseldorfer Eishockey-Publikum, früher bundesweit für Stimmung bekannt, gehört heute zu den leisesten der Liga.
Nächste Saison soll das endlich anders werden. Hinter einem der Tore entsteht eine große Fankurve. Dann könne man „Kräfte bündeln und eine energiegeladene Fan-Wand schaffen“, hatte DEG-Geschäftsführer Harald Wirtz bei der Vorstellung der Pläne gesagt. Doch seitdem gibt es Protest.
Offene Briefe und
wütende Kommentare
Denn gleichzeitig fallen die Stehplätze auf der Geraden weg. Und viele Fans, die dort seit Jahren stehen, sind auf dem Baum. Wer sie trifft, hört Sätze wie diesen: „Als ich heute in Halle kam und den Schriftzug ,Gemeinsam` auf dem Videowürfel sah, fühlte ich mich verarscht. Mit ,Gemeinsam` hat das hier gar nichts mehr zu tun.“ Oder den: „Wir gehen seit 40 Jahren zur DEG, haben sie in den dunkelsten Stunden unterstützt, und das ist der Dank?“ Oder den: „Die Stehgerade ist das letzte Stück Brehmstraße, das wir uns erhalten haben.“ Im Internet liest man Ähnliches, offene Briefe von Fanklubs, wütende Kommentare in den sozialen Medien. Um ihren Unmut zu untermauern, haben die Fans jüngst eine Umfrage unter ihresgleichen gestartet. Was auf den ersten Blick verwunderte, es gab ja schon eine, bei der herauskam, dass die meisten Fans den Plänen positiv gegenüberstehen. Allerdings war die vom Fanprojekt, dem die Kritiker Vereinsnähe vorwerfen. „Wir haben das Ergebnis angezweifelt und deswegen unsere eigene Umfrage gemacht“, sagt Frank Fischer, einer der Köpfe der Umbau-Gegner.
Also liefen er und seine Mittstreiter jüngst mit Klemmbrettern durch den Dome und befragten die Fans. Das Ergebnis: 83,3 Prozent der Befragten sind gegen den Umbau. 20 Prozent wollen ihre Dauerkarte kündigen, weitere 45 Prozent sind noch unentschlossen. Bei der DEG nehmen sie das ernst, blieben die Fans wirklich zu Hause, gäbe es tiefes Loch in der Kasse. Aber der Klub sagt auch: „Aktuell sind es nicht auffällig mehr Kündigungen als in anderen Saisons.“
In der Tat gibt es auch viele Unterstützter des Umbaus. Dass die Stimmung besser werden und die Fanszene einen Neustart vertragen könnte, hört man immer wieder. Wer mit dieser Seite des Meinungsbilds spricht, hört wiederum Zweifel an der Umfrage der Kritiker. Die seien gezielt zu Leuten gegangen, von denen sie wussten, dass sie gegen den Umbau sind. Was sie bestreiten. So stehen sich nun zwei Lager mit verschiedenen Umfragen gegenüber. Wobei die Ergebnisse gar nicht so unterschiedlich sind, sagt Andreas Vavaßeur, der Vorsitzende des Fanprojekts. Auch bei dem kam heraus, dass 20 Prozent der Fans kündigen wollen. Aber eben nicht mehr. Und das Ergebnis habe festgestanden, bevor die DEG einen Onlinetalk zum Thema veranstaltete und sich Geschäftsführer Wirtz nach einem Spiel mit Fans traf. Bis nach Mitternacht ging das.
Beim Online-Talk waren auch Vertreter der Stadttochter D.Live dabei. Die steckt hinter den Plänen, weil der ständige Tribünenumbau, wenn zwischen zwei DEG-Spielen ein anderes Event steigt, zu teuer sei. Das Problem ist nur: D.Live nennt keine Zahlen. Jüngst geisterten mal 250 000 Euro durch den Raum, die die DEG künftig pro Saison für den Umbau von Steh- auf Sitzplätze zahlen soll. „Dass die Umrüstungskosten so hoch sind, können wir nicht nachvollziehen“, sagt Frank Fischer. Hinzu komme: „Die Fans geben im Dome Geld aus. Bleiben sie zu Hause, könnte das teurer sein als der Einbau der Sitze.“
Von D.Live gibt es zu all dem keine Antworten, auch nicht auf Nachfrage. Das Thema wirkt abgeschlossen. Doch die Kritiker wollen nicht aufgeben, haben auch Kontakt in die Politik aufgenommen. „Ich habe noch Hoffnung“, sagt Frank Fischer, „wir kämpfen, bis es definitiv entschieden ist.“