15. Kunstnacht Die 15. Kunstnacht stellt einen Rekord auf
Leverkusen. · An 53 Ausstellungsorten zogen Kunstwerke die Besucher in ihren Bann.
Angebot und Nachfrage scheinen in der Bestehensgeschichte der Leverkusener Kunstnacht Hand in Hand zu gehen. Die Kulturlandschaft erstreckte sich 2019 mit 53 Austellungsorten – das ist Rekord- über das gesamte Stadtgebiet: von Wohnzimmer-Kreativität zu Büro-Ateliers.
Längst gibt es neben der klassischen Malerei weitere Kunstformen zu bestaunen. Seien es die Eis-Skulpturen in den Schaufenstern der Schlebuscher Fußgängerzone oder die Treibholzkunst in der alten Witzheller Brennerei. Auch die Opladener Tanzstelle hat nach einer kurzen Pause wieder einen Platz in der Kunstnacht gefunden. Zwischen den Werken des Düsseldorfer Künstlers Hinrich JW Schüler schienen die Tänzerinnen am vergangenen Freitagabend wortwörtlich zu schweben. Die Mitglieder der Tanzschule nahmen das andächtig staunende Publikum mit auf ihre ganz eigene emotionale Reise.
Auch die regelmäßige Besucherin Petra Neu ist von der Verzahnung der beiden Kunstformen angetan und erzählt: „Nach dem Auftritt habe ich die Bilder noch einmal ganz anders und intensiver wahrgenommen als zuvor.“ Schüler selbst ist begeistert, wie gut die Tanzpräsentation die Stimmung seiner Acrylmalereien zum Thema Unterwasserwelt auffing. „Als die Tänzer während der Aufführung Regenschirme als Requisiten in die Choreografie einbauten, war ich ganz hingerissen“, sagt Schüler. Das Thema Wasser beschäftigt den freien Künstler schon seit Anfang der 90er-Jahre. Mit einer ausgefeilten Technik schafft er es, die Tiefe des Ozeans auf quadratische Leinwände zu transportieren. „Dafür benutze ich bevorzugt Schminkpinsel“, verrät er schmunzelnd. Die seien um einiges weicher als herkömmliche Pinsel und erzeugen so einen gespülten Airbrush-Effekt. In über 100 Schichten pro Bild erzeugt der Düsseldorfer Künstler so die Werke seiner Ausstellungsreihe „Aquasphere“.
Die Petruskirche im benachbarten Stadtteil Bürrig bot ihren Besuchern ebenfalls Raum zum Staunen. Der aus Leverkusen stammende Künstler Peter Lorenz stellte zum ersten Mal seine Fotografiereihe „Kacheln 2019“ aus. Die großformatigen Arbeiten zeigen einzelne Kachelfliesen aus zwei Berliner Kneipen. „Es geht bei Kunst nicht immer um die Frage, ob das Bild in das eigene Wohnzimmer passen würde, denn das würden diese Werke sicherlich nicht“, erläutert Lorenz. Er möchte mit der Ausstellung unscheinbaren Details einen Schauplatz geben und sieht in den Kacheln, welche mit Aufklebern und Kritzeleien versehen sind, Geschichten. Die Idee, alltäglichen Dingen eine Bühne zu geben, findet auch Besucher Achim Zager interessant. Er ist das erste Mal in der Kunstnacht unterwegs und berichtet: „Es müssen nunmal nicht immer die kommerziellen Motive sein. Nicht nur malerische Werke wie die von Peter Lorenz haben etwas Besonderes an sich.“
Wem der nicht abstrakte, realistische Kunstzweig besser gefällt, der ist spätestens im Opladener Künstlerbunker fündig geworden. Dort öffnete unter anderem Lutz Diese die Türen seines Ateliers, in welchem er seit 1988 seiner kreativen Ader nachgeht. Wenn der Leverkusener Künstler mal keinen Karton zum Bemalen zur Hand hat, nutzt er oft Schrankrückwände, welche er auf dem Sperrmüll findet. Eine nachhaltige und vor allem einzigartige Technik.
Nicht nur in seinem eigenen Atelier waren die Werke von Diese an diesem Abend zu bestaunen. Mitgewirkt hat der Maler auch an der Ausstellung im Forum. Dort setzte die Leverkusener Künstler-AG 20 Fahnen zum 50-jährigen Forum-Bestehen um. „Obwohl der 50. Geburtstag des Forums bisher groß gefeiert wurde, hat der Aspekt der Bildenden Kunst gefehlt“, erzählt Klaus Wolf von der Künstler-AG. Die 18 Mitglieder haben sich für das Projekt mit ihrer eigenen Forumsgeschichte auseinandergesetzt. Herausgekommen ist eine bunte Festbeflaggung mit verschiedenen Ausdrücke der Erinnerung und Danksagung an den oft unterschätzten Veranstaltungsort.