Insolvenz-Verfahren Abellio-Aus in NRW kostet bis Ende 2023 rund 167 Millionen Euro
Düsseldorf · In knapp drei Wochen steigt Abellio aus dem Schienenpersonennahverkehr in NRW aus. Andere Anbieter müssen sehr kurzfristig einspringen. Das kostet viel Geld für schnell angeheuertes Personal und Ersatz-Busverkehr in der Übergangszeit.
Das vorzeitige Aus des Bahnunternehmens Abellio in Nordrhein-Westfalen verursacht allein bis Ende nächsten Jahres Mehrkosten von rund 167 Millionen Euro - 92,5 Millionen Euro 2022 und 74,5 Millionen 2023. Das ergibt sich aus einer Vorlage des NRW-Verkehrsministeriums für eine Landtagsausschusssitzung am 12. Januar. Die Abellio Rail GmbH - die NRW-Tochter des Konzerns - steckt in einem Schutzschirmverfahren, einer Form der Insolvenz. Die drei NRW-Verkehrsverbünde Rhein-Ruhr (VRR), Nahverkehr Rheinland (NVR) und Westfalen-Lippe (NWL) hatten die Abellio-Verkehrsverträge, die knapp ein Fünftel (18 Prozent) des NRW-Schienenpersonennahverkehrs ausmachen, im vergangenen Jahr gekündigt.
DB Regio, das Dürener Verkehrsunternehmen Vias und National Express springen auf den Abellio-Linien für die nächsten zwei Jahre ein und benötigen zusätzliches Geld - etwa für das kurzfristige Einstellen von Personal.
Mit den Mehrausgaben sollen in der Zeit des Übergangs zudem Ersatzverkehre per Bus finanziert werden. Dafür wurde bereits ein Übergangsfahrplan präsentiert, der ab dem 17. Januar gilt. Außerdem sind Treue- und Wechselprämien in Höhe von zwei zusätzlichen Monatsgehältern inbegriffen, mit denen die gut 1000 Abellio-Mitarbeiter beim Betriebsübergang zu den Nachfolgeunternehmen an Bord gehalten werden sollen.
Zum Fahrplanwechsel Ende 2023 werden die fünf Abellio-Netze wieder langfristig neu ausgeschrieben. Mit Ergebnissen sei im Herbst dieses Jahres zu rechnen, heißt es in der Vorlage. Ingesamt hatte die Landesregierung zugesichert, bis zu 380 Millionen Euro zusätzlich für die Weiterführung der bisherigen Abellio-Linien bereitzustellen.
Die Abellio Rail GmbH betreibt bisher in NRW wichtige Linien - darunter den RE1 von Aachen über Köln nach Hamm und den RE11 von Düsseldorf nach Kassel-Wilhelmshöhe, die S-Bahn Rhein-Ruhr und den grenzüberschreitenden RE19, der von Düsseldorf über Wesel nach Arnheim in den Niederlanden und Bocholt fährt. Der Fahrgastverband Pro Bahn hatte sich bereits besorgt gezeigt, dass es beim Übergang auf Nachfolgeunternehmen gehäuft Behinderungen und Zugausfälle geben könnte.