Auftritt in St. Tönis  Jürgen Becker wirkt nachdenklich

Tönisvorst · Die Zukunft nimmt Jürgen Becker in seinem aktuellen Programm in den Blick.

Jürgen Becker stand auf der Bühne im Corneliusforum.

Foto: Norbert Prümen

. Jürgen Becker, Mitgründer der Stunksitzung, ehemaliger Moderator der WDR-„Mitternachtsspitzen“, seit 30 Jahren als Kabarettist unterwegs, ist ein seltener Gast in Tönisvorst. Nun kam der 62-Jährige auf Einladung des Stadtkulturbunds ins Corneliusforum und stellte den 230 Gästen sein Programm „Die Ursache liegt in der Zukunft“ vor.

Es war ein nachdenklicher Becker, der da auf der Bühne stand. Kein Wunder: Die großen Themen der Zukunft, Digitalisierung und Klimaschutz, die Becker zu den roten Fäden seines Programms gemacht hat, eignen sich nicht dazu, sie auf die leichte Schulter zu nehmen. Und selbst eine rheinische Frohnatur wie Becker sieht, dass die kölsche Weisheit „Et hätt noch immer jot jejange“ in diesem Fall nicht weiterhilft.

Außerdem forderte Becker die Älteren auf, zu verzichten, damit die Jugend eine Zukunft habe. „Die jungen Leute haben jetzt fast zwei Jahre lang auf alles verzichtet, was Jungsein ausmacht, um die Alten zu schützen“, sagte der Kabarettist, „da kann die Jugend jetzt erwarten, dass die Alten auf Flugreisen und Kreuzfahrten, auf dicke Karren und übermäßigen Fleischkonsum verzichten, um die Zukunft der Jugend zu retten.“ Auch über lokale Themen hatte der Kölner sich offensichtlich informiert, denn er plädierte dafür, das Tönisvorster Schulzentrum nicht abzureißen, sondern im Sinne der Ressourcenschonung zu erhalten.

Der Kapitalismus, der auf immer höheren Verbrauch ausgelegt ist, das Zwei-Klassensystem im Gesundheitswesen, die Steuerung des Verbraucherverhaltens durch Microsoft, Facebook und Co. und die für viele unbezahlbaren Mietpreise in den Städten waren weitere Punkte, die Becker mit viel Humor und Leidenschaft kritisierte. Als der 62-Jährige nach 90 Minuten von der Bühne ging, bekam er viel Zuspruch für seine Worte. Auch im Vorraum, wo Becker nach dem Programm Kölsch verteilte, lobten die Zuhörer das heitere Programm mit ernstem Unterton.

Weiter geht es beim Stadtkulturbund am 8. Januar mit zwei Neujahrskonzerten (16 Uhr und 20 Uhr), dem Kabarett am Aschermittwoch (2. März) und den „Bremer Stadtmusikanten“ (19. März). Außerdem kommt die A-Capella-Popband „Medlz“ am 2. April. Am 13. Mai gibt es Music-Comedy mit Mirja Boes, und am 31. Mai schließt das Programm mit Götz Alsmann und Band.